Finanz­bla­sen und Sozialwohnungsschwund

Gegen­wär­tig bekommt man für 1,13 Dol­lar schon einen Euro. Er war lange nicht mehr so bil­lig. Zeit­weise stand er bei 1,11. Seit dem 15. Januar benö­tigt man auch einen gan­zen Euro, um einen Schwei­zer Fran­ken zu bekom­men. Die Schwä­che des Euro läßt Kapi­tal in die Euro­län­der strö­men. Nicht zuletzt in Immo­bi­lien wird die­ses Geld ange­legt.
Die ame­ri­ka­ni­sche Immo­bi­li­en­be­ra­tung Cush­man & Wake­field war vor dem Anlei­he­kauf­pro­gramm der EZB von einem Anstieg der Umsätze auf dem euro­päi­schen Immo­bi­li­en­markt von 5 bis 10 % in die­sem Jahr aus­ge­gan­gen (siehe FAZ 24. Januar 2015). Am 22. Januar erhöhte sie ihre Erwar­tun­gen auf 20 %.

Aktua­li­sie­rung am 27.2.2015 durch einen Anhang am Ende des Gesamttextes.

Über­haupt legen Ver­si­che­run­gen und andere Kapi­tal­sam­mel­ge­sell­schaf­ten ihr Kapi­tal gerne im Immo­bi­lien an.
Abge­se­hen von den Bla­sen, die sich hier ankün­di­gen, deu­tet das auf eine Ver­teue­rung von Immo­bi­lien, auf hohe Gewinn­erwar­tun­gen, die bei den Mie­ten durch­schla­gen, Mie­ter ver­trei­ben und Zwangs­räu­mun­gen ver­meh­ren.
Der Ver­band deut­scher Pfand­brief­ban­ken hat am 16. Februar, am Mon­tag ver­gan­ge­ner Woche, mit­ge­teilt, daß die Preise für Wohn­im­mo­bi­lien mit 5 Pro­zent beson­ders stark ange­stie­gen seien. Das sind die höchs­ten Preis­stei­ge­run­gen, die der Ver­band in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren gemes­sen habe. So stand es in der FAZ vom 17. Februar. Der Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Ver­ban­des, Jens Tolck­mitt, nennt als Gründe die nied­ri­gen Zin­sen, hohe Kapi­tal­zu­flüsse aus dem Aus­land und die sta­bile Kon­junk­tur Deutsch­lands. In sie­ben Groß­städ­ten gebe es über­trie­bene Bewer­tun­gen von Wohn­ei­gen­tum: Mün­chen, Ham­burg, Köln, Frank­furt, Düs­sel­dorf, Ber­lin und Stutt­gart. In den Jah­ren 2010 bis 2013 habe hier der jähr­li­che Preis­an­stieg im Schnitt knapp 10 Pro­zent betra­gen. Die Bun­des­bank teilt mit, daß zwar die Zin­sen für Immo­bi­li­en­kre­dite seit 2009 bei fes­ter Bin­dung über 10 Jahre im Schnitt von 4,5% auf 2,2% gesun­ken seien, aber das habe dazu bei­getra­gen, daß die Preise für Wohn­im­mo­bi­lien im Jahr 2014 um 3,5% höher gele­gen hät­ten als bei unver­än­der­ten Zin­sen. Das alles sei aber noch nicht ris­kant, es drohe keine Immo­bi­li­en­blase, denn die Immo­bi­li­en­käufe wür­den zu weni­ger als 80 % über Kre­dite finan­ziert, nicht wie in Spa­nien und den USA, wo die Kre­dit­sum­men sei­ner­zeit oft­mals höher als der Wert der Immo­bi­lie gele­gen hät­ten.
Eine der­ar­tige Ein­schät­zung geht schon rech­ne­risch fehl. Denn die Bun­des­bank stellt außer­dem fest, daß in mitt­le­ren und gro­ßen Städ­ten die Wohn­im­mo­bi­lien um bis zu 20% über­be­wer­tet seien. Nach mei­ner Rech­nung wider­legt allein diese Quote den Zweck­op­ti­mis­mus bezüg­lich einer Immo­bi­li­en­blase.
Die FAZ macht dar­auf auf­merk­sam, daß die Zah­len der Pfand­brief­ban­ken auf abge­schlos­se­nen Trans­ak­tio­nen beruh­ten und nicht etwa nur auf Ange­bots­prei­sen.
Außer­dem sei hier von Durch­schnitts­da­ten für das ganze Land die Rede, von Daten, in die auch sol­che aus Regio­nen ein­flös­sen, wo sich Häu­ser und Woh­nun­gen kaum noch ver­kau­fen ließen. 

Ein gro­ßer Teil der Woh­nun­gen gehört mitt­ler­weile Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men. Nach­dem der Immo­bi­li­en­kon­zern Deut­sche Woh­nen im ver­gan­ge­nen Jahr die GSW über­nom­men hatte (Han­dels­blatt 14.5.14) ver­dop­pelte sich der Gewinn von 30,9 Mio Euro im Vor­jahr auf 59,1 Mio Euro im ers­ten Quar­tal 2014. Schon im Mai ging man davon aus, daß es übers Jahr 207 Mil­lio­nen Euro wer­den könn­ten.
Die Deut­sche Woh­nen (gegrün­det von der Deut­schen Bank) war schon im ver­gan­ge­nen Mai mit 150.000 Objek­ten der zweit­größte pri­vate Woh­nungs­ver­mie­ter in Deutsch­land nach der Deut­schen Anning­ton. In Ber­lin, ihrem wich­tigs­ten Markt, habe die Deut­sche Woh­nen die Mie­ten dank des neuen Miet­spie­gels im Schnitt um 4,6 Pro­zent ange­ho­ben, berich­tet das Han­dels­blatt. Kon­zern­weit lagen die Miet­stei­ge­run­gen bei 4,2 Pro­zent. Der Net­to­ge­winn erhöhte sich um 74 Pro­zent auf 45,5 Mil­lio­nen Euro.
In der ver­gan­ge­nen Woche berich­tete der SPIE­GEL (16.2.2015), daß der Immo­bi­li­en­kon­zern den Riva­len Con­wert Immo­bi­lien Invest über­neh­men will. Mit dem Zukauf will die Deut­sche Woh­nen den Kon­kur­ren­ten Deut­sche Anning­ton her­aus­for­dern. Die Deut­sche Anning­ton plant für 3,9 Mil­li­ar­den Euro die Kon­kur­ren­tin GAG­FAH zu kau­fen. Con­wert hat sei­nen Sitz in Öster­reich, der Woh­nungs­be­stand des Unter­neh­mens besteht aber zu 90 Pro­zent aus 25.000 deut­schen Woh­nun­gen im Wert von zuletzt 1,4 Mil­li­ar­den Euro. Sie befin­den sich vor allem in Ber­lin, Pots­dam, Dres­den, Leip­zig und Nord­rhein-West­fa­len. Die Deut­sche woh­nen würde damit auf 175.000 Woh­nun­gen anwach­sen, die Hälfte des Bestands von Deut­scher Anning­ton und GAG­FAH zusam­men mit ihren 350.000 Wohnungen.

Die Deut­sche Anning­ton ist – das berich­tete Dr. Ernst Albrecht vor kur­zem in der UZ, nach­zu­le­sen auf der Home­page des Bezirks – als bör­sen­no­tierte euro­päi­sche Akti­en­ge­sell­schaft das größte deut­sche pri­vate Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men mit mehr als 3.400 Mit­ar­bei­tern, deutsch­land­weit an mehr als 600 Stand­or­ten prä­sent, und hatte im Sep­tem­ber 2014 184.000 Woh­nun­gen im Bestand, dazu kamen noch meh­rere Zehn­tau­send für Dritte ver­wal­tete Woh­nun­gen. Eigen­tü­me­rin der Deut­schen Anning­ton ist eine große Lon­do­ner Immo­bi­li­en­ge­sell­schaft.
Die GAG­FAH ist eben­falls als euro­päi­sche Akti­en­ge­sell­schaft bör­sen­no­tiert, ihr Haupt­ak­tio­när ist das ame­ri­ka­ni­sche Invest­un­ter­neh­men FORT­RESS, die GAG­FAH ist finan­zi­ell ver­bun­den mit dem größ­ten US-ame­ri­ka­ni­schen Kre­dit­in­sti­tut, der „Bank of Ame­rica Cor­po­ra­tion“. Sie hatte 2013 über 143.196 Miet­woh­nun­gen in ihrem Bestand und ver­wal­tete rund 35.000 Woh­nun­gen für Dritte.
Durch den Zusam­men­schluss der bei­den hält das neue Unter­neh­men einen Bestand von rund 350.000 Woh­nun­gen mit etwa 1 Mio Mie­tern, einen Port­fo­lio­wert von 21 Mrd. EURO, und wird das zweit­größte bör­sen­no­tierte Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men von Kon­ti­nen­tal­eu­ropa.
Ein sol­ches Unter­neh­men ist selbst­ver­ständ­lich sei­nen Aktio­nä­ren mehr ver­pflich­tet als den Mie­tern. Es wird alles Mög­lich­kei­ten nut­zen, um Gewinne und Bör­sen­wert zu stei­gern.
Es ist zu erwar­ten, daß künf­tig an den Erhal­tungs­maß­nah­men gespart wird. Eine wei­tere Mög­lich­keit, die Gewinn­spanne zu erhö­hen, ist die Moder­ni­sie­rung ins­be­son­dere auf dem ener­ge­ti­schen Gebiet.
Nach der gegen­wär­ti­gen Rechts­lage kann der Ver­mie­ter nach § 559 BGB 11 % der Moder­ni­sie­rungs­kos­ten auf die Jah­res­miete auf­schla­gen, und zwar auf Dauer, nicht nur bis zur Deckung der Kos­ten durch die Miet­ein­nah­men.
Von den Kos­ten ener­ge­ti­scher Moder­ni­sie­rung sollte 13 der Ver­mie­ter und 13 der Mie­ter tra­gen. Das letzte Drit­tel sollte durch staat­li­che För­der­zu­schüsse abge­deckt wer­den. Aller­dings ist diese Bestim­mung in der jetzt zur Beschluss­fas­sung vor­ge­leg­ten Fas­sung des Miet­rechts­no­vel­lie­rungs­ge­set­zes nicht mehr ent­hal­ten.
Es besteht die Gefahr, dass viele Mie­ter mit gerin­gem oder mitt­le­rem Ein­kom­men die Miet­erhö­hung nach Moder­ni­sie­rung, die oft 200,00 € und mehr monat­lich beträgt, nicht mehr bezah­len kön­nen, und aus ihrer ange­stamm­ten Woh­nung ver­drängt wer­den.
Eine wei­tere stra­te­gi­sche Ori­en­tie­rung besteht in Miet­erhö­hun­gen nach dem Ver­gleichs­mie­ten­sys­tem. Vor­ran­gi­ges Begrün­dungs­mit­tel eines Ver­lan­gens auf Zustim­mung zur Miet­erhö­hung durch die Mie­ter sind die qua­li­fi­zier­ten Miet­spie­gel, die nach § 558 d BGB alle 2 Jahre der Markt­ent­wick­lung ange­passt wer­den müs­sen. Hier kommt das Vor­ha­ben der so genann­ten Miet­preis­bremse zum Tra­gen. Sie soll fest­le­gen, dass bei Neu­ver­mie­tung von Bestands­woh­nun­gen die Miete nicht mehr als 10 % über der im Miet­spie­gel aus­ge­wie­se­nen orts­üb­li­chen Miete lie­gen darf. Woh­nun­gen, die ab 01.10.2014 erst­mals genutzt und ver­mie­tet wer­den und Woh­nun­gen nach einer umfas­sen­den Moder­ni­sie­rung sol­len in die Miet­preis­bremse nicht ein­be­zo­gen wer­den.
Diese Miet­preis­bremse soll nicht gene­rell, son­dern nur für von der jewei­li­gen Lan­des­re­gie­rung beschlos­sene Berei­che mit ange­spann­ter Wohn­raum­lage für 5 Jahre gel­ten.
Mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung wir­ken sich dann alle diese Mie­ten auf die Miet­spie­gel aus, und die orts­üb­li­che Miete schau­kelt sich fak­tisch sys­te­ma­tisch hoch.
Eine wei­tere zu beob­ach­tende stra­te­gi­sche Ori­en­tie­rung besteht in der Aus­la­ge­rung von Leis­tun­gen zur Bewirt­schaf­tung der Woh­nun­gen, zu denen der Ver­mie­ter gesetz­lich ver­pflich­tet ist, deren Kos­ten er aber nach der Betriebs­kos­ten­ver­ord­nung auf die Mie­ter umle­gen darf. Groß­ver­mie­ter lagern sol­che Leis­tun­gen wie Hei­zung, Gebäude- und Stra­ßen­rei­ni­gung, Gar­ten­pflege, Haus­wart, viel­fach an Dritt­un­ter­neh­men aus, oft an sol­che, die mit dem Ver­mie­ter unter dem Dach einer Hol­ding zusam­men­ge­schlos­sen sind, oder wo ander­wei­tige öko­no­mi­sche Inter­es­sen zur Ent­schei­dung über die Aus­la­ge­rung führen.

Vor die­sem Hin­ter­grund kann man sich leicht aus­rech­nen, daß in Köln nicht nur die Kauf­preise, son­dern auch die Mie­ten stei­gen.
Am 30. Januar berich­tete die KR unter der Über­schrift „Mie­ten mode­rat gestie­gen“ über den neuen Miet­spie­gel. „Fakt ist, daß die Mie­ten in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren gestie­gen sind“, sagt Jür­gen Becher, Geschäfts­füh­rer des Mie­ter­ver­eins. Fakt sei auch, daß bei Wie­der­ver­mie­tun­gen erheb­li­che Preis­sprünge zu beob­ach­ten seien. Tho­mas Tewes, Geschäfts­füh­rer des Köl­ner Haus- und Grund­be­sit­zer­ver­eins, erklärt der­ar­tige Preis­sprünge bei Wie­der­ver­mie­tun­gen aus Nach­hol­ef­fek­ten nach jah­re­lan­gem Ver­zicht der Ver­mie­ter. Eine Miet­stei­ge­rung von 8 % über zwei Jahre sei durch­weg als mode­rat zu bezeich­nen.
Nach dem Woh­nungs­markt­be­richt 2013, erschie­nen Ende 2014, erfolgte in Köln ein beson­ders star­ker Anstieg der Mie­ten von 2012 nach 2013. Das betraf sowohl die Ver­mie­tung von neu gebau­ten Woh­nun­gen, als auch die Wie­der­ver­mie­tung von Bestands­ob­jek­ten. Woh­nun­gen mit Erst­be­zug wie­sen die höchs­ten Miet­preis­stei­ge­run­gen in den letz­ten Jah­ren auf. Von 2012 nach 2013 sind die Mie­ten in die­sem Seg­ment um 10 Pro­zent gestie­gen. In 2014 ging das so wei­ter. Die Net­to­kalt­miete für eine Drei-Zim­mer-Woh­nung mit circa 70 m², die im Jahr 2006 8,50 Euro pro m² betrug, kos­tete im Jahr 2014 schon 11,30 Euro, das sind nach mei­ner Rech­nung 33% mehr. Erwar­tungs­ge­mäß stie­gen auf die­ser Grund­lage auch die Boden­richt­werte von 2012 auf 2013 beim Geschoss­woh­nungs­bau um 5%, bei Ein­fa­mi­li­en­häu­sern um 15%. Nach dem Woh­nungs­bau­be­richt liegt der durch­schnitt­li­che Bau­land­preis für frei­ste­hende Ein- und Zwei­fa­mi­li­en­häu­ser inzwi­schen bei über 1.000 Euro/m² und für den Geschoss­woh­nungs­bau bei 600 Euro/m².
Nach dem Woh­nungs­bau­be­richt der Stadt wur­den im Jahr 2013 mit 3.143 Woh­nun­gen nur gering­fü­gig mehr Woh­nun­gen gebaut als im Vor­jahr. Immer­hin seien das 300 Woh­nun­gen mehr als im lang­jäh­ri­gen Durch­schnitt von 2.840 Woh­nun­gen. Von die­sen neuen Woh­nun­gen sind 2.219 in Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern (400 Woh­nun­gen mehr als im jähr­li­chen Durch­schnitt des Zeit­raums von 2000 bis 2012).
Im Saldo ergibt sich nach dem Woh­nungs­markt­be­richt aus den 3.143 Fer­tig­stel­lun­gen sowie den 206 Bau­ab­gän­gen, die mit Rück­bau, Zusam­men­le­gung oder Umwand­lung von Wohn­raum im Zusam­men­hang ste­hen, eine Erhö­hung des Köl­ner Woh­nungs­be­stan­des um rund 2.900 Woh­nun­gen auf 547.332 Woh­nun­gen im Jahr 2013. Im glei­chen Jahr stieg die Zahl der Bau­ge­neh­mi­gun­gen auf 3.331 Wohnungen.

Ste­fan Fer­ber, Lei­ter des Woh­nungs­am­tes, gesteht ein, daß es für Azu­bis, die in die Stadt kom­men, oder Fami­lien mit drei bis vier Kin­dern schwie­rig sei, Woh­nun­gen zu fin­den. Er hofft auf mehr Sozi­al­woh­nun­gen durch das koope­ra­tive Bau­land­mo­dell.
Im Dezem­ber 2013 hatte der Köl­ner Stadt­rat drei Maß­nah­men beschlos­sen. Zum Zwe­cke der Ankur­be­lung des sozia­len Woh­nungs­baus und des Erhalt von sozial gemisch­ten Stadt­tei­len sol­len Milieu­schutz­sat­zun­gen erstellt wer­den. Mit dem „Koope­ra­ti­ven Bau­land­mo­dell“ und dem Son­der­pro­gramm „Bezahl­ba­ren Wohn­raum sichern“ will der Stadt­rat mehr För­de­rung von Sozia­lem Woh­nungs­bau errei­chen. Er ver­spricht den Bau­her­ren 150 Euro pro qm, wenn in den teu­ren Stadt­tei­len Wohn­raum für Ein­kom­mens­schwa­che geschaf­fen wird. Das Pro­gramm ist aber bei zwei Mil­lio­nen Euro gede­ckelt. Damit kann man 150 Woh­nun­gen för­dern. Das wird nicht rei­chen. Die Stadt ver­fehlt ohne­hin ihr Ziel von jähr­lich 1.000 neuer geför­der­ter Miet­woh­nun­gen. Ange­sichts des gerin­gen Zins­ni­veaus emp­fin­den Bau­her­ren aber die Sozi­al­bin­dung als ver­meid­bare Belas­tung und las­sen öffent­li­ches Bau­geld lie­gen. 2013 wur­den 324 geför­derte Miet­woh­nun­gen bezugs­fer­tig, gleich­zei­tig fie­len aber 1400 Sozi­al­woh­nun­gen aus der Bin­dung. Die­ses Ergeb­nis liegt damit um fast die Hälfte unter dem Wert von 2012 (635 Woh­nun­gen) und weit unter dem lang­jäh­ri­gen Durch­schnitt von 720. Der Anteil der öffent­lich geför­der­ten Miet­woh­nun­gen an den ins­ge­samt in 2013 fer­tig gestell­ten Woh­nun­gen in Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern (2.219) lag bei 15 Pro­zent. Dabei haben 45% der Köl­ne­rin­nen und Köl­ner Anspruch auf eine Sozi­al­woh­nung.
Der Rück­gang der Zahl der Miet­woh­nun­gen mit Miet­preis- und Bele­gungs­bin­dung hat sich somit wei­ter fort­ge­setzt. Betrug die Zahl geför­der­ter Miet­woh­nun­gen Typ A/erster För­der­weg im Jahr 2000 noch 64.658, lag deren Zahl Ende 2013 nur noch bei 40.420. Ein Schwund von fast 25 000! Der Anteil am Gesamt­woh­nungs­be­stand ist von 12,5 Pro­zent im Jahr 2000 auf 7,4 Pro­zent Ende 2013 gesun­ken. Michael Wei­sen­steins (PdL) Zah­len wei­chen übri­gens davon ab: „Wo 2003 11,9% der Miet­woh­nun­gen eine soziale Bin­dung auf­wie­sen, waren es 2012 7,2%, 2013 nur noch 6,9 %.“
Aber es geht nicht nur um Sozi­al­woh­nun­gen. Die Unter­ver­sor­gung mit Wohn­raum läßt die Mie­ten gene­rell stei­gen. Und das Zuge­ständ­nis zeit­wei­li­ger Miet­preis­bin­dung kann eine Sub­ven­tio­nie­rung, die an die Gesamt­höhe der Bau­kos­ten her­an­reicht, nicht recht­fer­ti­gen. Woh­nun­gen, die mit öffent­li­chen Gel­dern gebaut wer­den, soll­ten in öffent­li­ches Eigen­tum über­nom­men wer­den.
Wer die Mie­ten mit markt­wirt­schaft­li­chen Mit­teln bän­di­gen will, muss das jähr­li­che Bau­vo­lu­men über den drän­gen­den Bedarf heben, also min­des­tens 4000 neue Woh­nun­gen im Jahr bauen. Die Grü­nen for­dern an die­ser Stelle 5000 neue Woh­nun­gen.
Büro­flä­chen dage­gen wer­den groß­zü­gig über Bedarf bereit gehal­ten. Büro­leer­stand wird steu­er­lich begüns­tigt. Mit der Folge, daß allein in Köln 700 000 Qua­drat­me­ter Büro­flä­chen auf Mie­ter war­ten. Wir wol­len keine wei­te­ren Büro­pa­läste in der Innen­stadt. Leer­ste­hende Büros soll­ten in Woh­nun­gen umge­wan­delt wer­den.
Nur kurz: Skan­da­lös sind die Preis­er­hö­hun­gen bei Strom und Gas. Immer mehr Betriebe kön­nen sich die Umlage nach dem Erneu­er­ba­ren-Ener­gie-Gesetz erspa­ren, wäh­rend der End­ver­brau­cher zur Kasse gebe­ten wird. Jähr­lich wer­den 300 000 Strom­kun­den in der Repu­blik und 10 000 Haus­hal­ten in Köln der Strom abge­stellt. Das muß auf­hö­ren. Im Früh­jahr letz­ten Jah­res hat es, ange­regt vom Bünd­nis „Recht auf Stadt“, einige starke Aktio­nen gegen Zwangs­räu­mun­gen gege­ben. Viel­leicht kön­nen wir zur Wie­der­be­le­bung sol­cher Initia­ti­ven beitragen.

Klaus, 24. Februar 2014

 

Anhang:

Zusam­men­schluss Deut­sche Anning­ton SE und GAG­FAH S.A.
Die Deut­sche Anning­ton AG und GAG­FAH AG haben am 1. Dezem­ber 2014 den Beschluss über den Zusam­men­schluss bei­der Unter­neh­men gefasst.
Die Deut­sche Anning­ton ist als bör­sen­no­tierte euro­päi­sche Akti­en­ge­sell­schaft das größte deut­sche pri­vate Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men mit mehr als 3.400 Mit­ar­bei­tern, deutsch­land­weit an mehr als 600 Stand­or­ten prä­sent. Sie hatte im Sep­tem­ber 2014 etwa 184.000 Woh­nun­gen in ihrem Bestand. Mit einem Bestand von mehr als 141.000 Miet­woh­nun­gen ist die GAG­FAH S.A. eine der größ­ten in Deutsch­land bör­sen­no­tier­ten Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten. Bis zum voll­zo­ge­nen Zusam­men­schluss wird das neue Unter­neh­men mit rund 350.000 Woh­nun­gen mit etwa 1 Mio Mie­tern und einem Bestands­wert von 21 Mrd. EURO, das zweit­größte bör­sen­no­tierte Immo­bi­li­en­un­ter­neh­men von Kon­ti­nen­tal­eu­ropa.
Der Deut­sche Mie­ter­bund e.V. bewer­tet die­sen Zusam­men­schluß in sei­ner Mie­ter­Zei­tung als «Groß­an­griff auf den Woh­nungs­markt». Er schreibt, es ist vor allem «die rus­ti­kale Art, in der beide Kon­zerne bis­her mit ihren Mie­tern umge­gan­gen sind, und die Art und Weise, wie sie ihre Woh­nungs­be­stände bewirt­schaf­ten. … Damit die Ren­dite der [Gagfah-]Aktionäre stimmte, kürzte der Kon­zern die Instand­hal­tungs­kos­ten immer wei­ter. Brö­ckelnde Bal­kone, undichte Fas­sa­den, zugige Fens­ter und öfter aus­fal­lende Hei­zungs­an­la­gen waren die Fol­gen.»
Wir mei­nen, hohe Mie­ten kas­sie­ren und Instand­hal­tungs­kos­ten spa­ren – sind bei­leibe nicht die ein­zi­gen Pro­fit­quel­len. Die viel­leicht haupt­säch­li­che Tech­nik der Pro­fit­ma­xi­mie­rung ist die Aus­la­ge­rung (Out­sour­cing).
Dabei wer­den Unter­neh­mens­auf­ga­ben und ‑struk­tu­ren an Dienst­leis­ter außer­halb des Unter­neh­mens aus­ge­la­gert, durch­aus sehr oft an ein extra neu gegrün­de­tes Unter­neh­men inner­halb des alten. Leis­tun­gen die bis­her intern erbracht wur­den wer­den dann von außer­halb fremd bezo­gen. Ver­träge und so genann­tes Con­trol­ling regeln jetzt die Dauer und den Gegen­stand der zu erbrin­gen­den Leis­tung, was vor­her eine simple Anwei­sung eines Vor­ge­setz­ten war.
Wo liegt der Sinn für so etwas, dass in der Unter­neh­mer­presse gang und gäbe ein «büro­kra­ti­sches Mons­ter» wäre, wenn es nicht – zu ihrem Vor­teil wäre, zu einem ver­steck­ten oben­drein.
Die gerade fusio­nie­ren­den Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten wurde eigens gegrün­det um Aus­la­ge­run­gen durch­zu­füh­ren, näm­lich die Aus­la­ge­rung gemein­nüt­zi­gen oder staat­li­chen Eigen­tums und Sozi­al­für­sorge an pri­vate Fir­men.
Anning­ton Homes, das größte pri­vate Woh­nungs­un­ter­neh­men in Groß­bri­tan­nien, wurde 1996 von der japa­ni­schen Nomura Bank gegrün­det, damit 40.000 Häu­ser und Woh­nun­gen der bri­ti­schen Streit­kräfte pri­va­ti­siert (sprich aus­ge­la­gert) wer­den konn­ten. Diese Woh­nun­gen wur­den bis dahin vom bri­ti­schen Staat zum Selbst­kos­ten­preis ver­wal­tet, nun war es eine pri­vate Firma, die über die Kos­ten hin­aus natür­lich auch noch einen «ange­mes­se­nen Gewinn» erzie­len musste. Lei­der dür­fen die Kal­ku­la­tio­nen von pri­va­ten Fir­men nicht ein­ge­se­hen wer­den, sonst könnte man beant­wor­ten, ob die­ser «ange­mes­sene Gewinn» aus gekürz­ter Instand­hal­tung, Steu­er­ma­ni­pu­la­tio­nen, Sub­ven­tio­nie­rung durch staat­li­ches Start­ka­pi­tal usw. oder Miet­erhö­hun­gen stammt.
Einen wei­te­ren Aus­la­ge­rungs-Coup lan­dete die Nomura Bank u.a. 2001, als sie in den deut­schen Immo­bi­li­en­markt ein­drang, in dem ihr von 11 Eisen­bahn-Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten des Bun­des­ei­sen­bahn­ver­mö­gens 65.000 Woh­nun­gen, gegen eine «ange­mes­sene Kauf­summe», ver­steht sich, über­tra­gen wur­den. Dafür und zwecks wei­te­rer Zukäufe wurde die Deut­sche Anning­ton Immo­bi­lien Gruppe (DAIG) (eine Pri­vate Equity-Gesell­schaft) gegrün­det. Auch hier ist es ein pri­vat­wirt­schaft­li­ches «Betriebs­ge­heim­nis», wie der «ange­mes­sene Gewinn» erwirt­schaf­tet wird, der den Mie­tern unter den Eisen­bahn-Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten noch erspart geblie­ben war.
Genauso ist die Aus­la­ge­rung die Mut­ter der „Gemein­nüt­zige Aktien-Gesell­schaft für Ange­stell­ten-Heim­stät­ten“ (Gag­fah), die 1918, der Name sagt es bereits, ursprüng­lich als gemein­nüt­zige Gesell­schaft gegrün­det wurde und 2004 von der Bun­des­ver­si­che­rungs­an­stalt für Ange­stellte (BfA) mit­samt 81.000 Woh­nun­gen an das US-ame­ri­ka­ni­sche Unter­neh­men Fort­ress (ein Hedge­fonds) ver­scher­belt wurde.
Unter­neh­men, neu gegrün­dete Unter­neh­men, neben, unter­halb oder ober­halb des alten Unter­neh­mens, sind von außer­halb, z.B. von Finanz­äm­tern, aber auch ande­ren öffent­li­chen Auf­sichts­be­hör­den nicht mehr so ohne wei­te­res, viel zu oft auch über­haupt nicht mehr zu kon­trol­lie­ren.
Das Pro­blem sol­cher Unkon­trol­lier­bar­keit am Bei­spiel der Köl­ner Stadt­ver­wal­tung und des Stadt­ar­chivs.
Von Regie­rungs­prä­si­dent Hans Peter Lind­lar (CDU), „Sys­tem Köln“ benannt, führte die­ser Zustand der Unkon­trol­lier­bar­keit (kölsch: Klün­gel) in die Kata­stro­phe des Archiv­ein­stur­zes. Der Dienst­herr auch der Köl­ner Stadt­ver­wal­tung wurde sei­ner­zeit vom Köl­ner Stadt-Anzei­ger mit der Ein­sicht zitiert, „Die Poli­tik müsse die Kata­stro­phe zum Anlass neh­men, die Struk­tur des Stadt­kon­zerns mit mehr als 100 eige­nen Unter­neh­men und Ein­rich­tun­gen in pri­va­ter Rechts­form zu über­prü­fen“. Es sei „eine öffent­li­che Dis­kus­sion im Gange, „die das Sys­tem betrifft“. Es scheine ein „Risiko darin zu lie­gen“, wich­tige kom­mu­nale Auf­ga­ben in pri­vat­recht­li­che Gesell­schaf­ten zu ver­la­gern. Damit seien sie der direk­ten Kon­trolle durch den Stadt­rat ent­zo­gen.“ (KStA 09.04.2009)
Wäh­rend das ent­setz­li­che Köl­ner Bei­spiel zeigt, wo die­ses unüber­sicht­li­che Chaos der sys­te­ma­ti­schen Aus­la­ge­run­gen endet, müs­sen die Mie­ter heute sich schon mit dem «All­tag» die­ser Unter­neh­mer­will­kür her­um­schla­gen.
Groß­ver­mie­ter lagern Leis­tun­gen wie Hei­zung, Gebäude- und Stra­ßen­rei­ni­gung, Gar­ten­pflege, Haus­wart, usw. viel­fach an Dritt­un­ter­neh­men aus, oft an sol­che, die mit dem Ver­mie­ter unter dem Dach einer Hol­ding zusam­men­ge­schlos­sen sind. Die dadurch auf die Mie­ter zukom­men­den Kos­ten sind in der Regel bedeu­tend höher, als wenn der Ver­mie­ter die Leis­tun­gen mit eige­nem Per­so­nal aus­füh­ren würde, denn das Dritt­un­ter­neh­men will auch einen Gewinn erwirt­schaf­ten. Diese höhe­ren Kos­ten sind nach der Recht­spre­chung zuläs­sig. Damit ist «amt­lich» fest­ge­stellt, dass die «Aus­la­ge­rung», «Out­sour­cing» usw. teu­rer ist als die Eigen­ver­wal­tung, gleich­wohl wird jedoch das (Profit-)Recht der gro­ßen Kon­zerne gesetz­lich geschützt.
Und was böse den Mie­tern abge­presst wurde, sieht gut an der Börse aus: 

Die Pro­fite der Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten knal­len durch die Decke!