Woh­nen für Men­schen statt für Profite

Woh­nungs­markt bes­ser
öffent­lich kontrollieren

Plakat: Häuschen mit hilfesuchend ausgestrckter Hand «Wohnen für Menschen statt für Profite. Housing Action Day 28.3.2020».

NRW-Akti­ons­bünd­nis for­dert Woh­nen
an den Men­schen und nicht an den Pro­fi­ten auszurichten


Düs­sel­dorf, 27. März 2020 |
Der euro­pa­weite «Housing Action Day» konnte auf­grund der Corona-Krise nicht in der geplan­ten Form mit Demons­tra­tio­nen auch in ver­schie­de­nen­Städ­ten in Nord­rhein-West­fa­len durch­ge­führt wer­den. Da es Mieter*innen-Institutionen unter ande­rem aus Düs­sel­dorf, Wit­ten, Köln, Dors­ten-Bar­ken­berg, Ober­hau­sen, Müns­ter, Essen, Dort­mund und Wup­per­tal zu wenig war, am Sams­tag mit vir­tu­el­len Pro­tes­ten oder Ein­zel­ak­tio­nen auf die durch die Pan­de­mie ver­schärfte Situa­tion auch für Mieter*innen in NRW auf­merk­sam zu machen, ver­öf­fent­licht das Bünd­nis «Recht auf Stadt» und «Umset­zung des Men­schen­rechts auf Woh­nen in NRW» ein Posi­ti­ons­pa­pier mit Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung der Situa­tion für zur Miete Woh­nende, sozial aus­ge­grenzte Men­schen in Nordrhein-Westfalen.

«Die Maß­nah­men zu Bekämp­fung der Virus-Pan­de­mie ver­schär­fen die Lebens­be­din­gun­gen ins­be­son­dere für Men­schen in pre­kä­ren Finanz­ver­hält­nis­sen. Zumin­dest die gro­ßen Woh­nungs­ver­mie­ter in NRW, wie LEG, Von­o­via, Viva­west oder GAG Köln, müs­sen an den Kos­ten der Krise betei­ligt wer­den. Zum Bei­spiel durch Miet­sen­kun­gen für betrof­fene Mieter*innen», for­dert Wer­ner Szy­bal­ski, Spre­cher der LEG-Mieter*innen-Initiative Müns­ter, zumin­dest eine Kos­ten­tei­lung zwi­schen den Mietparteien.

Knut Unger, Spre­cher des Mie­te­rInn­nen­ver­eins Wit­ten und Umge­bung, stößt ins glei­che Horn: «Wer in den kom­men­den drei Mona­ten die Miete nicht zah­len kann und glaub­wür­dig macht, dass dies an Corona liegt, dem kann der Ver­mie­ter die Woh­nung nicht kün­di­gen.» Anschlie­ßend sind die Mie­ten aber ver­zinst nach­zu­zah­len, was sicher­lich in vie­len Fäl­len zu Pro­ble­men füh­ren dürfte. Unger: «Gerade weil jetzt viele öffent­li­che Mit­tel in die soziale Siche­rung und noch mehr in die Ret­tung der Wirt­schafts­un­ter­neh­men gesteckt wer­den, ist es uner­träg­lich, dass die Woh­nungs­wirt­schaft wei­ter pro­fi­tie­ren kann, indem sie Mie­ten weit über dem Durch­schnitts- und Kos­ten­ni­veau ver­lan­gen kann. Miet­erhö­hun­gen müs­sen jetzt sofort gestoppt wer­den, über­höhte Mie­ten müs­sen abge­senkt wer­den, damit die soziale Sicher­heit und Kauf­kraft der Bevöl­ke­rung gestärkt wird und auch die öffent­li­chen Kos­ten der Mie­ten­über­nahme begrenzt werden.»

Das Bünd­nis for­dert des­halb einen effek­ti­ven Mie­ten­de­ckel für NRW sowie die Begren­zung der Moder­ni­sie­rungs-Miet­erhö­hun­gen auf die Höhe der Ein­spa­run­gen bei den Betriebs- und Heiz­kos­ten durch die Maßnahmen.

Iris Rade­ma­cher vom Bünd­nis für bezahl­ba­ren Wohn­raum Düs­sel­dorf betont, dass gerade die Unter­brin­gung von Men­schen in Sam­mel­un­ter­künf­ten ver­mie­den wer­den muss. «Sel­ten war es wich­ti­ger, die eigene Woh­nung als siche­ren Rück­zugs­ort nut­zen zu kön­nen, um die Infek­ti­ons­ge­fahr für sich und für andere zu ver­rin­gern. In Sam­mel­un­ter­künf­ten ist dies nicht mög­lich. Das Land und die Kom­mu­nen müs­sen jetzt alle Mög­lich­kei­ten nut­zen, um Men­schen in Woh­nun­gen oder Hotel­zim­mern unter­zu­brin­gen. Auch über die Beschlag­nah­mung von leer­ste­hen­den Woh­nun­gen nach dem Infek­ti­ons­schutz­ge­setz oder dem Ord­nungs­be­hör­den­ge­setz muss jetzt ernst­haft nach­ge­dacht werden.

»Das Bünd­nis unter­stützt dies mit der For­de­rung nach einem NRW-Gesetz zur Regis­trie­rung und Nut­zung von leer­ste­hen­dem Wohn­raum, dass für den Zweck der Unter­brin­gung auch Beschlag­nah­men ermög­licht. Zudem soll­ten die Gerichte in den kom­men­den Mona­ten alle Zwangs­räu­mun­gen aus­set­zen und die Was­ser- und Ener­gie­dienst­leis­ter alle Sper­ren aufheben.

Die Lan­des­re­gie­rung unter Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet will heute die Umwand­lungs­ver­ord­nung ohne Dis­kus­sion aus­lau­fen las­sen. Aus Sicht des Bünd­nis­ses ist das ein Skan­dal! Den Kom­mu­nen wird damit die Mög­lich­keit genom­men, im Rah­men von Milieu­schutz­sat­zun­gen die Umwand­lung von Miet- in Eigen­tums­woh­nun­gen zu unter­sa­gen. Da auch nach dem Beschluss des Bun­des­ta­ges zur befris­te­ten Miet­stun­dung alle nicht coro­nabe­ding­ten Kün­di­gungs­gründe, vor allem die Eigen­be­darfs­kün­di­gung, wei­ter bestehen blei­ben, ist das gera­dezu eine Ein­la­dung an Ver­mie­ter, gerade jetzt Woh­nungs­um­wand­lun­gen vor­an­zu­trei­ben. Des­we­gen müs­sen in der der­zei­ti­gen Situa­tion alle Miet­erhö­hun­gen gestoppt und Zwangs­räu­mun­gen gericht­lich unter­sagt werden!

Kalle Gerigk aus Köln, einer der Spre­cher der bun­des­wei­ten Mie­ten­wahn­sinn-Bewe­gung, stellt klar:

«Wir brau­chen mehr und nicht weni­ger öffent­li­che Kon­trol­len des Woh­nungs­mark­tes!
Woh­nen in NRW muss sich an den Men­schen ori­en­tie­ren und nicht an den Pro­fi­ten der Konzerne.»

 

Quelle: Pres­se­mit­tei­lung der NRW-Bünd­nis­ses
für das Recht auf Woh­nung und Stadt