Bemer­kun­gen zur Inau­gu­ra­tion Donald Trumps

Zur Inau­gu­ra­tion Donald Trumps

„Im Inter­esse der natio­na­len Sicher­heit und der Frei­heit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kon­trolle von Grön­land eine abso­lute Not­wen­dig­keit sind», erklärte Trump am (7. Januar 2025) in sei­ner Resi­denz Mar-a-Lago. „Kanada und die Ver­ei­nig­ten Staa­ten, das wäre wirk­lich etwas», sagte er über seine Ein­ge­mein­dungs­ab­sich­ten. „Man würde diese künst­lich gezo­gene Linie los­wer­den und sich anschauen, wie das aus­sieht. Und es wäre auch viel bes­ser für die natio­nale Sicher­heit.» Wäh­rend er gegen­über Grön­land und Panama mili­tä­ri­sche Gewalt nicht aus­schloss, erklärte er auf die Frage, ob er zur Ein­ge­mein­dung Kana­das auch mili­tä­ri­sche Gewalt anwen­den würde: «Nein, wirt­schaft­li­che Gewalt.»

Ein Ver­such

Liz Truss wurde am 6. Sep­tem­ber 2022 als Nach­fol­ge­rin von Boris John­son bri­ti­sche Pre­mier­mi­nis­te­rin. Zur Stüt­zung der Wirt­schaft plante sie Steu­er­sen­kun­gen und eine höhere Schul­den­auf­nahme. Eine aus­kömm­li­che Gegen­fi­nan­zie­rung war nicht vor­ge­se­hen. Die Steu­er­sen­kun­gen soll­ten durch eine zusätz­li­che Staats­ver­schul­dung ermög­licht wer­den. Truss gab vor, mit­tels einer der­ar­ti­gen Umver­tei­lung von Arm zu Reich das Wirt­schafts­wachs­tum zu för­dern.
Die Finanz­märkte reagier­ten sofort. Das Pfund Ster­ling ver­lor deut­lich an Wert. Die Kurse bri­ti­scher Staats­an­lei­hen stürz­ten ab. Damit ver­bun­den war ein Anstieg der Ren­di­ten. In der Folge geriet das bri­ti­sche Pen­si­ons­fonds­sys­tem an den Rand des Kol­lap­ses. Die Bank von Eng­land war gezwun­gen, mit­tels eines Not­fall­pro­gramms in Form von Anlei­he­käu­fen im Umfang von 65 Mil­li­ar­den Pfund den Kol­laps abzu­wen­den und den Anlei­he­markt zu beru­hi­gen. Truss musste ihre Pläne zur Sen­kung des Spit­zen­steu­er­sat­zes wider­ru­fen und erklärte, auch die geplante Sen­kung des Unter­neh­men­steu­er­sat­zes wie­der strei­chen zu wol­len. Es reichte aber nicht. Am 24. Okto­ber 2022 war Schluss, sie trat zurück. Ihre Amts­zeit war mit 49 Tagen die kür­zeste eines Pre­miers in der bri­ti­schen Geschichte.

Staats­an­lei­hen

In Zei­ten der Über­ak­ku­mu­la­tion erschei­nen Anlei­hen, nament­lich Staats­an­lei­hen, seriös und sicher. Sie wer­den mit fes­ten Zin­sen und Lauf­zei­ten bege­ben. Aber auch der Anlei­he­markt ist ein Hai­fisch­be­cken. Wer vor­fris­tig ver­kauft, nimmt Preis­ab­schläge hin. Folg­lich vari­iert die Ren­dite. Bei Preis­ab­schlä­gen steigt sie. Ohne Infla­tion und solange der Gläu­bi­ger hin­rei­chend sol­vent, gedul­dig und ner­ven­stark ist, kann er zum Fäl­lig­keits­ter­min die gelie­hene Summe plus Gewinn ein­strei­chen. Andern­falls ver­sucht er Ver­luste durch den vor­fris­ti­gen Ver­kauf sei­ner Staats­pa­piere zu ver­mei­den und merkt bei der Gele­gen­heit, daß er nicht alleine ist.
Und in der Regel sind lang­fris­tige Anlei­hen ergie­bi­ger als kurz­fris­tige. Unüb­lich aller­dings und ein Kri­sen­in­diz ist die soge­nannte inverse Zins­kurve, die die Umkeh­rung anzeigt, also Umstände, in denen kurz­fris­tige Anlei­hen höher ver­zinst wer­den.
Im Februar 2024 hatte ich auf unse­rer MV über den Kol­laps der Sili­con Val­ley Bank (SVB) infor­miert. Wert­pa­piere, die die SVB in der Nied­rig­zins­phase erwor­ben hatte, waren im Umfeld stei­gen­der Zin­sen abge­stürzt mit der Folge, dass die Anle­ger auf die höher ver­zins­li­chen Papiere umstie­gen. So ent­wi­ckelte sich eine Ent­wer­tungs­kas­kade. Die Kun­den der SVB zogen in kur­zer Frist 40 Mil­li­ar­den Dol­lar von ihren Kon­ten ab. Es kol­la­bier­ten aber außer der SVB noch wei­tere US-Ban­ken im Früh­jahr 2023. Die Noten­bank ret­tete sie.
Ihr wer­det Euch erin­nern. Betrof­fen war aber auch die Cré­dit Suisse. Ihre Aktie ver­lor am 13. März 2023 zunächst 30%. Drei Tage spä­ter, am 16. März, war es soweit. Die Cré­dit Suisse benö­tigte 50 Mil­li­ar­den Fran­ken aus­ser­or­dent­li­che Liqui­di­täts­hilfe von der Schwei­ze­ri­schen Natio­nal­bank (SNB). Am Sonn­tag, den 19. März 2023 wurde bekannt gege­ben, dass die Kon­kur­renz­bank UBS die Cré­dit Suisse über­nimmt.
Im Zuge die­ser Ereig­nisse sind Bil­lio­nen­werte verbrannt.

Nach­las­sende Begeisterung 

Inso­fern dür­fen die fol­gen­den Daten unsere Auf­merk­sam­keit bean­spru­chen, über die am 17. und 18. Januar 2025 die FAZ infor­mierte.
Der Schul­den­berg, den die USA vor sich her­schie­ben, ist allein im ver­gan­ge­nen Jahr um zwei Bil­lio­nen auf das Volu­men von 36 Bil­lio­nen Dol­lar ange­wach­sen, bei einem für 2024 geschätz­ten Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) von 29,2 Bil­lio­nen US-Dol­lar. Die US-Staats­an­lei­hen mit einer Lauf­zeit von 10 Jah­ren ren­tier­ten vor vier Mona­ten, im Sep­tem­ber 2024, mit 3,7%. Mitt­ler­weile liegt die Ren­dite bei 4,8%. Damit stellt sich der Anlei­he­markt auf die rie­sige Menge an Emis­sio­nen ein, die auf ihn zukommt. Ein Alarm­zei­chen. Ähn­lich hoch waren die Ren­di­ten in der Finanz­krise von 2007. Schon jetzt betra­gen die Zins­zah­lun­gen 3,5% des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP). Diese Summe ent­spricht den Kos­ten für Rüs­tung und Mili­tär im Bun­des­haus­halt der USA.
Neu ist, daß die Zen­tral­ban­ken sich unter­des­sen wei­gern, US-Anlei­hen zu erwer­ben. Da pri­vate Inves­to­ren oder gar aus­län­di­sche nicht an ihre Stelle tre­ten, sinkt schon aus die­sem Grund der Wert und steigt die Ren­dite. Hanno Lus­tig, Öko­no­mie-Pro­fes­sor an der Uni Stan­ford: „Frü­her konn­ten wir in den USA über­dies dar­auf zäh­len, dass der Rest der Welt einen Groß­teil der Emis­sio­nen auf­nimmt. Aber Aus­län­der sind nicht mehr so begeis­tert vom Kauf von US-Anlei­hen wie frü­her.“ (FAZ, 17. Januar 2025)
Im März 2022 hatte die Fede­ral Reserve (FED) ange­sichts der Infla­tion ihre Anlei­he­käufe been­det. Mitt­ler­weile emit­tiert das Finanz­mi­nis­te­rium über­wie­gend kurz lau­fende Anlei­hen. Es han­delt sich um Bil­lio­nen­be­träge, die immer wie­der neu auf­ge­nom­men wer­den. Dadurch ent­steht ein grö­ße­res Zins­ri­siko.
Aber die Trump-Admi­nis­tra­tion will große Steu­er­sen­kun­gen durch­set­zen und höhere Defi­zite. Der Anlei­he­markt wird ihm Gren­zen set­zen. Hanno Lus­tig zitiert den Clin­ton-Bera­ter James Car­ville: „Frü­her dachte ich, wenn es eine Reinkar­na­tion gäbe, würde ich als Prä­si­dent oder Papst oder als Base­ball-Schlag­mann zurück­kom­men wol­len. Aber jetzt würde ich gerne als Anlei­hen­markt zurück­kom­men.“
Laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt betru­gen die Staats­ein­nah­men der USA im Jahr 2023 rund 8,1 Bil­lio­nen US-Dol­lar, die Staats­aus­ga­ben 10,06 Bil­lio­nen US-Dol­lar. Für das Jahr 2024 wer­den die Staats­ein­nah­men der USA auf 8,7 Bil­lio­nen US-Dol­lar und die Staats­aus­ga­ben auf 10,9 Bil­lio­nen US-Dol­lar pro­gnos­ti­ziert.
Blei­ben die Zin­sen so hoch wie aktu­ell, wird es teuer. Nun hat Donald Trump schon in sei­ner ers­ten Amts­zeit für nied­rige Zin­sen gekämpft. Aber die Noten­bank hat dar­über zu ent­schei­den. Und nach der Wahl vom ver­gan­ge­nen Novem­ber ant­wor­tete Noten­bank­chef Jerome Powell auf die Frage, ob er sich einer Rück­tritts­for­de­rung von Trump beu­gen werde, tro­cken mit „no“.
Die FAZ kom­men­tiert am 20. Januar im Wirt­schafts­teil: „Die hohen Zin­sen für Anleihen…warnen Trump aber auch davor, infla­tio­näre Pro­jekte wie Import­zölle auf alles, Mas­sen­aus­wei­sun­gen von Arbeit­neh­mern oder die Strei­chung der Ein­kom­men­steuer rück­sichts­los durch­zu­set­zen.“ „Wenn es Trump nicht gelingt, die Steu­er­sen­kungs­pläne durch Ein­spa­run­gen zu kom­pen­sie­ren, dro­hen schwere Tur­bu­len­zen am ame­ri­ka­ni­schen Anlei­he­markt, der glo­bale Sys­tem­re­le­vanz hat.“ Es geht um zwei Bil­lio­nen Dol­lar, die das Effi­zi­enz­ko­mi­tee von Elon Musk aus dem Bud­get strei­chen soll. Wer soll das bezah­len? So lau­tet auch hier die Klas­sen­frage.
Die Rechts­re­gie­run­gen des Wer­te­wes­tens beant­wor­ten sie uni­sono mit der Dro­hung von Infla­tion, Armut und Arbeits­lo­sig­keit, Sozial‑, Demo­kra­tie- und Kul­tur­ab­bau, Bil­dungs­mi­sere, Ver­schie­bung des Ren­ten­ein­tritts­al­ters und Kür­zung der Rente. Pri­va­ti­sie­rung der Infra­struk­tur. Auf­rüs­tung, Auf­blä­hung des mili­tär-indus­tri­el­len Kom­ple­xes. Mit Ras­sis­mus und Krieg.

Klaus, DKP Gruppe Köln Innen­stadt, Mit­glie­der­ver­samm­lung 20. Januar 2025


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