Offe­ner Brief an die Ober­bür­ger­meis­te­rin und an den Rat der Stadt Köln

Offe­ner Brief gegen Versorgungskürzungen


Foto: DKP Köln

Lokale Pro­teste und Mas­sen­de­mons­tra­tio­nen gegen Lau­ter­bachs und Lau­manns Gesund­heits­re­form wie z.B. in Solin­gen, Hil­den, Haan im letz­ten Jahr wie auch die Demons­tra­tio­nen bei uns in Köln durch die Initia­tive zum Erhalt der Kli­nik in Hol­weide und Kin­der­kli­nik zei­gen den Unmut der Bevöl­ke­rung mit Lau­ter­bachs Gesund­heits­re­form an. So meinte Hen­ning Frey auf der Pres­se­kon­fe­renz der Initia­tive am 24. Sep­tem­ber, dass sich der Rat der Stadt Köln nicht als Inter­es­sen­ver­tre­ter der Bevöl­ke­rung ver­stehe, son­dern als Umset­zer der Gesund­heits­re­form. Dazu kom­men noch die Pro­teste und die Exper­tise von über­re­gio­na­len Initia­ti­ven, wie durch das Bünd­nis Kli­ni­k­ret­tung, das Bünd­nis für ein gemein­wohl­ori­en­tier­tes Gesund­heits­we­sen oder etwa Kran­ken­haus statt Fabrik. Alle pro­tes­tie­ren in Ver­net­zung mit­ein­an­der gegen eine an Markt­me­cha­nis­men ori­en­tierte neo­li­be­ral aus­ge­rich­tete Gesund­heits­po­li­tik, die bei einer immer älter wer­den­den Gesell­schaft immer wei­ter kür­zen und die Ver­sor­gung in der Flä­che mas­siv aus­dün­nen will, und das dann auch noch Qua­li­täts­stei­ge­rung nennt.

Nach­dem nun 327 von 330 Kli­ni­ken in NRW Wider­spruch gegen die Fest­stel­lungs­be­scheide durch die jewei­li­gen Bezirks­re­gie­run­gen ein­ge­legt hat­ten, die nach dem Kran­ken­haus­ge­stal­tungs­ge­setz des Lan­des NRW genau fest­le­gen, wel­che Leis­tun­gen die Kran­ken­häu­ser in NRW über­haupt noch erbrin­gen dür­fen, hat Minis­ter Lau­mann erst ein­mal die Reiß­leine gezo­gen. Die Kran­ken­haus­re­form in NRW wird um 3 Monate ver­scho­ben – in Kraft tre­ten soll sie nun am 01. April nächs­ten Jahres.

Die DKP Köln ist Teil die­ser Protestbewegung.

Wir doku­men­tie­ren hier den öffent­li­chen Brief der Initia­tive für den Erhalt von Kran­ken­haus Hol­weide und Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße an Kölns Ober­bür­ger­meis­te­rin Frau Reker und den Rat der Stadt Köln wie auch die Pres­se­er­klä­rung des Bünd­nis­ses für ein gemein­wohl­ori­en­tier­tes Gesund­heits­we­sen in NRW:

Offe­ner Brief an Ober­bür­ger­meis­te­rin Reker und den Rat der Stadt Köln

Köln, den 29.10.2024

 

Sehr geehrte Frau Ober­bür­ger­meis­te­rin Reker,

sehr geehrte Mit­glie­der des Rates der Stadt Köln!

Viele Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, Pati­en­ten und Ange­hö­rige sowie Beschäf­tigte und Gewerk­schaf­ter in Köl­ner Kran­ken­häu­sern sind über die Ankün­di­gun­gen der nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­re­gie­rung zur Kran­ken­haus­pla­nung und die Kran­ken­haus­re­form von Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Lau­ter­bach im hohen Maße beun­ru­higt. Viele sehen auch die For­de­rung der Peti­tion für den Erhalt des Kran­ken­hau­ses Hol­weide und der Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße, die von über 61 240 Unter­zeich­nern unter­stützt wird, bestätigt.

Die Pläne der Lan­des­re­gie­rung sehen in vie­len Behand­lungs­be­rei­chen eine Sen­kung der Fall­zah­len und in eini­gen Berei­chen sogar eine völ­lige Strei­chung der Behand­lung vor:

  • So wird die geplante Zahl der behan­del­ten Kin­der in der All­ge­mei­nen Kin­der- und Jugend­me­di­zin im Kin­der­kran­ken­haus Ams­ter­da­mer Straße von 6024 Fäl­len auf 5600 Fälle, also um 424 Fälle, gekürzt. Für die Uni­kli­nik ist eine Kür­zung von 521 und für das Kran­ken­haus Porz von 400 Fäl­len geplant. Für 1345 Kin­der soll es keine Behand­lung mehr geben!
  • Die Zahl der mög­li­chen Auf­nah­men von Kin­dern in Peri­na­tal­zen­tren des Levels 1 bleibt nur in der Uni­kli­nik kon­stant, wird aber in Hol­weide von 62 auf 55, in der Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße von 41 auf 30 und im benach­bar­ten Kli­ni­kum Lever­ku­sen von 60 auf 30 radi­kal redu­ziert. Bei einer geplan­ten Ver­weil­dauer von 66,6 Tagen pro Fall ist das eine dras­ti­sche Kürzung.
  • Die Zahl der Auf­nah­men in Peri­na­tal­zen­tren des Levels 2 wird in Hol­weide von 31 auf 26, in der Ams­ter­da­mer Straße von 42 auf 25 und in Lever­ku­sen von 40 auf 25 gekürzt. Für die Por­zer Kli­nik soll die gesamte Behand­lung von 50 auf Null gestri­chen werden!
  • Im Kran­ken­haus Hol­weide wird die Zahl der behan­del­ba­ren Fälle in der Uro­lo­gie von 2833 auf 2700 und in der all­ge­mei­nen Frau­en­heil­kunde von 1986 auf 1800 gekürzt. Die Behand­lung von Leuk­ämie und Lym­pho­men und die Behand­lung des Eier­stock­kreb­ses wird im Kran­ken­haus Hol­weide gestri­chen, ebenso wie der Bereich der Baria­tri­schen Chir­ur­gie und der Coch­le­a­im­plan­tate. Hier­für gibt es kei­nen Ersatz in einem ande­ren Krankenhaus!
  • Im Kran­ken­haus Mer­heim wird z.B. die Behand­lung des Bau­cha­or­ten­an­eu­rys­mas kom­plett gestri­chen (bis­her 38 Fälle geplant), in Lever­ku­sen wird sie von 60 auf 50 Fälle reduziert!
  • Die Zahl der Gebur­ten soll im Kran­ken­haus Hol­weide zwar gleich blei­ben, aber sie wird im Seve­rins Klös­ter­chen, im Eli­sa­beth-Kran­ken­haus, im Kran­ken­haus Wey­er­thal, im Kran­ken­haus Porz und in der Uni­kli­nik um ins­ge­samt 1400 Fälle gekürzt!
  • Im Fran­zis­kus­hos­pi­tal in Ehren­feld ist die Schlie­ßung der Ger­ia­trie geplant. Für Köln ist ins­ge­samt in der Ger­ia­trie eine Kür­zung um 1555 Fälle geplant.
  • In den LVR-Kli­nik Köln und der Kli­nik Alte­bur­ger Straße ist geplant, die psych­ia­tri­sche Behand­lung um jeweils ca. 5000 Behand­lungs­tage zu reduzieren!

Die Pläne der Lan­des­re­gie­rung kön­nen wir im Rah­men die­ses Schrei­bens nur zu einem Bruch­teil auf­füh­ren. Sie ver­deut­li­chen im Übri­gen auch, dass die Behaup­tung, bei der Schlie­ßung des Kran­ken­hau­ses Hol­weide und der Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße ginge es nur um einen Umzug, falsch ist. Denn vor der Schlie­ßung soll es bereits zu dras­ti­schen Ein­schnit­ten der Behand­lung kommen.

Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­ter­bach ver­steigt sich zu der Aus­sage, seine Reform würde Men­schen­le­ben ret­ten. In der Rea­li­tät ist die geplante Sen­kung von Behand­lungs­zah­len nichts ande­res als die Ankün­di­gung einer mas­si­ven Ver­schlech­te­rung der Kran­ken­haus­be­hand­lung! Schon bis­her muss­ten die Pati­en­ten unter Per­so­nal­man­gel und oft ver­früh­ten Ent­las­sun­gen lei­den, die Folge der poli­tisch gewoll­ten Unter­fi­nan­zie­rung der Kran­ken­häu­ser sind.

Immer neue Spar­maß­nah­men sol­len durch­ge­setzt wer­den. Dazu gehört auch der Beschluss des Haupt­aus­schus­ses des Stadt­rats, bei den Kli­ni­ken der Stadt Köln ab dem kom­men­den Jahr min­des­tens 10 Mil­lio­nen Euro gegen­über 2024 einzusparen.

Die Sen­kung der Behand­lungs­zah­len und die Strei­chung gan­zer Berei­che ist auch ein Ver­lust an medi­zi­ni­schem und the­ra­peu­ti­schem Wis­sen und Erfah­rung. Medi­zi­ni­sche Geräte und Ein­rich­tun­gen lie­gen brach und Aus­bil­dungs­ka­pa­zi­tä­ten gehen ver­lo­ren. Das ist ein brei­ter Rück­schritt und Ver­schwen­dung öffent­li­cher Gelder.

Gibt es jetzt keine andere Mög­lich­keit als zu war­ten, bis die geplan­ten Ver­schlech­te­run­gen tat­säch­lich Rea­li­tät wer­den? Soll man taten­los zuse­hen, bis es zu lan­gen War­te­lis­ten kommt, zu Kran­ken­haus­ab­wei­sun­gen oder zu Todes­fäl­len wegen feh­len­der Bet­ten und über­füll­ter Notaufnahmen?

Wir sind der Mei­nung, das wäre unver­ant­wort­lich! Man muss jetzt schon handeln!

Sie, die gewähl­ten Man­dats­trä­ger in der Stadt Köln, ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, gegen diese dro­hende Ver­schlech­te­rung der Kran­ken­haus­be­hand­lung Posi­tion zu beziehen:

  • Der Rat der Stadt Köln muss die Lan­des­re­gie­rung auf­for­dern, alle Kür­zungs­pläne zurückzunehmen!
  • Wir brau­chen den Erhalt der Krankenhausbehandlung!
  • Der Rat der Stadt Köln muss den Schlie­ßungs­be­schluss für das Kran­ken­haus Hol­weide und die Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße zurücknehmen!

Mit freund­li­chen Grü­ßen
Eva Gürs­ter

(im Auf­trag der Ver­samm­lung für den Erhalt des Kran­ken­hau­ses Hol­weide und der Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße am 29.10.2024)

Ein­la­der­kreis aus Betrof­fe­nen, Bür­ge­rin­nen und Bür­gern aus Hol­weide, Beschäf­tig­ten von Köl­ner Kran­ken­häu­sern und Gewerk­schaf­te­rIn­nen für den Erhalt des Kran­ken­hau­ses Hol­weide und der Kin­der­kli­nik Ams­ter­da­mer Straße


Pres­se­er­klä­rung: «Kran­ken­haus­re­form NRW wird ver­scho­ben» des Bünd­nis­ses für ein gemein­wohl­ori­en­tier­tes Gesund­heits­we­sen in NRW

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