Lenin und Demokratie

Semi­nar der DKP Köln in Solingen-Theegarten

Es ist leicht zu erra­ten, wann wir das Lenin­se­mi­nar geplant hat­ten: im Jahr sei­nes 150. Geburts­ta­ges, also im Früh­jahr 2020. Aber es kam eine Seu­che dazwi­schen. Dann ein Win­zer, der Räume ver­spro­chen hatte, aber absagte. Inzwi­schen waren uns aber auch noch andere poli­ti­sche Pro­bleme auf die Nägel gebrannt wor­den. Etwa die Frage nach dem Zusam­men­hang von Pri­vat­ei­gen­tum und bür­ger­li­cher Demokratie.

Es sei an Steve Ban­non erin­nert. Am Tag nach der Amts­ein­füh­rung des US-Prä­si­den­ten Trump, am 21. Januar 2017, fei­er­ten die euro­päi­schen «Rechts­po­pu­lis­ten» und wei­tere dem Faschis­mus zuge­neigte Par­teien im sym­bol­träch­ti­gen Koblenz. Ein Wahr­zei­chen poli­ti­scher Rea­kion war Koblenz gewor­den, als sich 1792 die euro­päi­sche Aris­to­kra­tie, die Geg­ner der fran­zö­si­schen Revo­lu­tion, dort ver­sam­melte und zum Kriege rief. Der Name der Stadt stand für die Gegen­re­vo­lu­tion.
Heute geht es nicht mehr um Adels­pri­vi­le­gien, son­dern gegen die Auf­klä­rung mit­samt Men­schen- und Bür­ger­rech­ten. Anwe­send war im Januar 2017 – wenn er das Tref­fen nicht sogar orga­ni­siert hat – eine der übels­ten Figu­ren in Trumps sei­ner­zei­ti­gem Gru­sel­ka­bi­nett, Steve Ban­non. Ban­non war zeit­weise Stabs­chef, also Chef­be­ra­ter und Mit­glied im Natio­na­len Sicher­heits­rat. Und zuvor Orga­ni­sa­tor der Tea-Party. Ban­non pflegt die Bezie­hun­gen zu den euro­päi­schen Rechts­po­pu­lis­ten wie Wil­ders, Le Pen und Nigel Farage. Er kün­digte schon 2014 einen gro­ßen Krieg an. Seine Welt­an­schau­ung stützt sich auf die Geschichts­phi­lo­so­phie von Edmund Burke (1729−1797), der bestrei­tet, dass eine Gesell­schaft mit den Ideen von Men­schen­rech­ten, sozia­ler Gerech­tig­keit und Gleich­heit erfolg­reich sein könne.
Laut Burke wer­den Frei­heit und Pri­vat­ei­gen­tum unver­meid­lich ver­nich­tet, wo die Regie­rung nicht in den Hän­den der Eigen­tü­mer ist. Gleich­zei­tig tritt Burke für die direkte Abhän­gig­keit der poli­ti­schen von der öko­no­mi­schen Macht ein: Der Anteil des ein­zel­nen an der Staats­au­tori­tät solle sei­nem Eigen­tums­an­teil entsprechen.

Ein Anlass für Beschäf­ti­gung mit Lenins Hal­tung zur Demo­kra­tie war das Buch «Lenin, Vor­gän­ger Sta­lins». Eugen Ruge hat es zusam­men mit Wla­dis­law Hede­ler schon 2010 her­aus­ge­ge­ben. Der Text basiert auf einem Vor­le­sungs­ma­nu­skript aus 199495, das von Eugen Ruges Vater, dem His­to­ri­ker Wolf­gang Ruge, der Kol­le­gin Jutta Peters­dorf zur Ver­fü­gung gestellt wor­den ist. Aber es fällt auf, dass das Urspungs­ma­nu­skript nicht von Tex­ten zu unter­schei­den ist, die offen­bar von Wla­dis­law Hede­ler oder Eugen Ruge stam­men. Hier wurde die redak­tio­nelle Arbeit wohl etwas expan­siv.
Jörg Bab­e­row­ski schluss­fol­gerte als Rezen­sent sei­ner­zeit in der FAZ: Lenin sei nach Ruge ein Hasar­deur und Macht­mensch gewe­sen, der die Umstände skru­pel­los für seine Zwe­cke aus­ge­nutzt habe. In der Tat müsste man bei ober­fläch­li­cher Lek­türe zum Schluss kom­men, dass Lenin durch seine Par­tei­kon­zep­tion und seine eigene poli­ti­sche Pra­xis am Weg zum Sta­li­nis­mus wei­chen­stel­lend betei­ligt gewe­sen sei. Seine Gewalt­ori­en­tie­rung habe ein exzes­si­ves Macht­sys­tem instal­liert, des­sen sich Sta­lin bedie­nen konnte. Aber schon Wer­ner Röhr (siehe «Z», Nr. 86, Juni 2011) wen­det ein: «Von den not­wen­di­gen Ein­wän­den gegen diese Kon­ti­nui­täts­these sei hier nur einer ange­führt, den Ruge gering­schätzt: Vor­aus­set­zung des sieg­rei­chen Sta­li­nis­mus war die Ver­nich­tung des Bol­sche­wis­mus als poli­ti­scher Kraft und die phy­si­sche sei­ner Köpfe.»
Einige Quel­len blei­ben unge­nannt. Aber das ist ein Feh­ler, der auch uns schon mal unterläuft.

Heru­vor­zu­he­ben ist: natur­freun­de­sei­tig sind wir von den bei­den «Köchen» auf das lie­be­vollste ver­wöhnt wor­den. Es war herr­lich. Wir haben opu­lent und lecker geges­sen, gut geschla­fen und uns gut ver­stan­den.
Das Refe­rat «DKP und Grund­ge­setz» musste aus­fal­len, wir wer­den es nachholen.

So war außer­plan­mä­ßig ein Spa­zier­gang mög­lich. Die Wur­zeln von Thee­gar­ten lie­gen im 14. Jahr­hun­dert. Erst­ma­lig urkund­lich erwähnt wird der Ort als «Zeyn­gar­din» im Jahre 1303. Im Zehnt­re­gis­ter des Klos­ters Alten­berg kommt der Orts­name als Tegar­den vor. Es geht also im Namen um den «Zehn­ten» als feu­dale Abgabe und nicht etwa um Genussmittel.

Klaus


«Lenin und Demo­kra­tie» Semi­nar der DKP Köln in Solingen-Theegarten


Pro­gramm des Lenin­se­mi­nars vom 20. bis 22. Okto­ber 2023

Lenin und Demokratie

Wolf­gang Ruge

Anmer­kun­gen zu Loren­zetti und Courbet

Demo­kra­ti­sche Rechte unter den Bedin­gun­gen des Imperialismus

Eigen­tum und Demokratie


«Lenin und Demo­kra­tie» Semi­nar der DKP Köln (wei­tere Fotos)