Fak­ten­check China

Corona.Krise.Klima.

China Globus globallookpress

Ent­wick­lung 3. Quar­tal
Eine Ana­lyse von Fred Schmid (isw)

23.10.2020 | Wäh­rend in Europa zu Beginn der Herbst­fe­rien über Rei­se­war­nun­gen, Risi­ko­ge­biete und Beher­ber­gungs­ver­bote dis­ku­tiert wurde, mach­ten sich in China in der ers­ten Okto­ber­wo­che, der so genann­ten «Gol­den Week» (in die auch der Natio­nal­fei­er­tag am 3. Okto­ber anläss­lich der Grün­dung der Volks­re­pu­blik fällt) 640 Mil­lio­nen Chi­ne­sen quer durch das Rie­sen­land auf den Weg, um ihre Ver­wand­ten zu besu­chen oder Urlaub in den Feri­en­re­gio­nen zu machen. Rei­se­be­schrän­kun­gen gab es keine, warum auch: «Seit Mona­ten gibt es kaum noch Neu­in­fek­tio­nen» (FAZ, 9.10.20) und wenn, dann lie­gen sie im unte­ren zwei­stel­li­gen Bereich.

 

Corona-Pan­de­mie in China unter Kontrolle

Täg­li­che Neu­in­fek­tio­nen: z.B. Ende Okto­ber (21.10.20)

  • China: 22 (in Wor­ten: Zweiundzwanzig);
  • Deutsch­land: 9.911;
  • USA: 62.735;
  • Indien: 60.169.

Zu beach­ten sind die unter­schied­li­chen Bevöl­ke­rungs­zah­len: China 1.390 Mio., Indien: 1.350 Mio., USA 323 Mio., Deutsch­land 83 Mio.

Bis­her hat China 4.700 Corona-Tote zu bekla­gen. Im bevöl­ke­rungs­mä­ßig gleich gro­ßen Indien sind es 116.600, in Deutsch­land 9.911, in den USA 222.210 (alle Corona-Zah­len Johns-Hopkins-University).

Wür­den US-ame­ri­ka­ni­sche Ver­hält­nisse auf China über­tra­gen, dann wären es in der Voks­re­pu­blik mit einer 4,3‑mal so gro­ßer Bevöl­ke­rung fast eine Mil­lion Corona-Tote (955.000).

Als China im Januar/Februar von der ers­ten Epi­de­mie-Welle über­rollt wurde, regis­trier­ten das die bür­ger­li­chen Zei­tun­gen mit Häme: «Chi­nas auto­ri­täre Regie­rung kämpft nicht nur gegen das Virus. Das ganze Sys­tem steht in Frage» (FAZ, 1.2.20).

Die Sys­tem­frage wäre ob des gesund­heits­po­li­ti­schen Chaos heute für den Wes­ten zu stel­len. Und Sie­mens-Chef Joe Kae­ser, Vor­sit­zen­der des Asien-Pazi­fik-Aus­schus­ses der deut­schen Wirt­schaft for­mu­liert sie auch. Bei einer Kon­fe­renz des Aus­schus­ses, exakt an dem Tag, an dem China die öko­no­mi­schen Erfolgs­zah­len für das dritte Quar­tal mel­dete, meinte er, «dass das chi­ne­si­sche Sys­tem, was die Kri­sen­be­kämp­fung angeht, west­li­chen Sys­te­men über­le­gen war» (Reu­ters, 20.10.20).

Und die FAZ (19.8.20) muss zuge­ste­hen: «Die (chi­ne­si­sche) Regie­rung hat von Anfang an auf eine Aus­rot­tung des Virus gesetzt und nicht nur auf eine Abfla­chung der Infek­ti­ons­kurve wie zum Bei­spiel Deutsch­land. Dafür hat das Land dras­ti­sche Maß­nah­men ergrif­fen, die sich jetzt aus­zah­len. Noch immer greift China hart durch, sobald im Land nur wenige Fälle auftauchen».

China Lockdown PrachataiDas Erfolgs­re­zept sind die drei t: test, treat, track – tes­ten, behan­deln, nachverfolgen.

Als z.B. Anfang Okto­ber (12.10.) in der 9‑Mil­lio­nen-Hafen­stadt Quing­dao 12 neue Fälle auf­tra­ten, wur­den bin­nen zwei Tagen 7,5 Mil­lio­nen Ein­woh­ner getes­tet – der Rest bis Ende der Woche; die zwölf Infek­tio­nen wur­den kon­se­quent nach­ver­folgt und eine wei­tere Aus­brei­tung gestoppt.

Wäh­rend China die Epi­de­mie ein­däm­men konnte, ver­sinkt der Wes­ten in einem Seu­chen-Desas­ter und Maßnahmen-Dschungel.

Der Kana­dier Bruce Ayl­ward, hoch­ran­gi­ger WHO-Bera­ter und Co-Lei­ter der WHO-Exper­ten­kom­mis­sion, die wäh­rend des Covid-19-Aus­bruchs in der chi­ne­si­schen Pro­vinz Hubai nach Wuhan reiste (vgl. F. Schmid, De-Mas­kie­rung Spahns – China: Mas­ken für alle» (isw-Son­der-News­let­ter, 12.4.20), führt Chi­nas erfolg­rei­che Pan­de­mie­be­kämp­fung auf drei Fak­to­ren zurück:

Ers­tens, China habe sich tat­kräf­tig für seine Infra­struk­tur­an­la­gen der öffent­li­chen Gesund­heit ein­ge­setzt. In der Volks­re­pu­blik sei ein Sys­tem der öffent­li­chen Gesund­heit auf der Staats­ebene, in Pro­vin­zen und Städ­ten sowie in Wohn­vier­teln errich­tet wor­den. Mit der Abde­ckung von allen Ebe­nen gebe es eine freie Infor­ma­ti­ons- bzw. Erfah­rungs­tei­lung, was bei der Pan­de­mie­be­kämp­fung eine wich­tige Rolle gespielt habe.

Zwei­tens, die chi­ne­si­sche Bevöl­ke­rung habe ein star­kes indi­vi­du­el­les Verantwortungsbewusstsein.

Drit­tens, chi­ne­si­sche Regie­rungs­ver­tre­ter aller Ebe­nen leg­ten gro­ßen Wert auf die Bekämp­fung der Covid-19-Pan­de­mie (Bei­jing Rund­schau, 8.9.20).

Fak­tor 3 wird von der chi­ne­si­schen Bevöl­ke­rung auch hono­riert: Black­box Rese­arch, die füh­rende Sozi­al­for­schungs­agen­tur Sin­ga­purs und das Tech­no­lo­gie-Unter­neh­men Toluna (USA) ermit­tel­ten in einer gemein­sa­men Umfrage die Stim­mung der Bür­ger aus 23 Län­dern in Bezug auf die Kri­sen­re­ak­tion ihrer Regie­rung. Fest­land-China belegte dabei mit 85 Punk­ten den ers­ten Platz, gefolgt von Viet­nam mit 77 Punk­ten. (Viet­nam hat bei einer Bevöl­ke­rung von 96 Mil­lio­nen bis­her ins­ge­samt nur 1.149 Infi­zierte und 35 Corona-Tote.).

Die west­li­chen Län­der befin­den sich in der Umfrage alle­samt unter dem Durch­schnitt von 45 Punk­ten. Die Zustim­mung dürfte z.B. in Deutsch­land mit dem Maß­nah­men-Wirr­war und der Kako­fo­nie der Minis­ter­prä­si­den­ten noch wei­ter zurück­ge­gan­gen sein.

Fazit:
China hat das Virus noch nicht besiegt, hat es aber im Griff; das öffent­li­che und pri­vate Leben nor­ma­li­siert sich. Im Wes­ten gerät die Corona-Pan­de­mie zuneh­mend außer Kon­trolle, mit ver­hee­ren­den Fol­gen für die Öko­no­mie, für soziale und demo­kra­ti­sche Rechte.

Aus­stieg aus der Wirtschafts-Krise

Das wich­tigste Ergeb­nis der erfolg­rei­chen Corona-Bekämp­fung in China ist, dass die Men­schen ohne Angst vor dem Virus leben und han­deln kön­nen, dass sie keine Anste­ckung in den Betrie­ben und der Arbeit befürch­ten müssen.

Das ist eine wesent­li­che Ursa­che, dass der Neu­start der Wirt­schaft in China nach Lock­down und Shut­down bes­ser gelun­gen ist, als in den kapi­ta­lis­ti­schen Metro­po­len­län­dern. Zudem musste die Öko­no­mie des Lan­des nur einen Corona-Ein­bruch ver­kraf­ten und ist nicht zusätz­lich in ein Kon­junk­tur-Loch gestürzt. Das Wachs­tum der chi­ne­si­schen Wirt­schaft vor dem Lock­down betrug 6,1 Pro­zent; in der EU dage­gen war Ende 2019 bereits Sta­gna­tion angesagt.

Den­noch schlug der Lockdown/Shutdown in China zu Beginn des Jah­res beim BIP-Wachs­tum hef­tig ins Kon­tor:
1. Quar­tal: ‑6,8%
Ab dann ging es kon­ti­nu­ier­lich wie­der auf­wärts:
2. Quar­tal: +3,2%
3. Quar­tal: +4,9%
(jeweils gegen­über glei­chen Vor­jah­res­zeit­raum)
4. Quar­tal: > 6% (IWF-Schät­zung)

BIP im Drei­vier­tel-Jahr 2020: + 0,7% (gegen­über Vorjahr)

Bei­träge zum Wachs­tum: Inves­ti­tio­nen +3,1 Pro­zent­punkte; Exporte +0,1 Pro­zent­punkte; der Kon­sum drückte das BIP-Wachs­tum in die­sem Zeit­raum um 2,5 Prozentpunkte.

In der ers­ten Jah­res­hälfte war das BIP noch um ‑1,6% nied­ri­ger im Ver­gleich zum Vor­jahr; im Ver­lauf des drit­ten Quar­tals wurde der Ein­bruch vom Jah­res­be­ginn wettgemacht.

Für das Gesamt­jahr 2020 pro­gnos­ti­ziert der IWF einen BIP-Zuwachs von 1,9%, fast dop­pelt so hoch wie bei sei­ner Juni­pro­gnose (1%).

China ist damit die ein­zige G‑20-Öko­no­mie, die in die­sem Jahr unter Pan­de­mie-Bedin­gun­gen wächst. Aller­dings muss zum Errei­chen des 1,9%-Ziels das Wachs­tum im vier­ten Quar­tal um 6,3% zule­gen, die Wirt­schaft zum Vor-Corona-Wachs­tums­pfad zurück­keh­ren. Die Hoff­nung liegt auf einer wei­te­ren Zunahme des Konsums.

Für 2021 rech­net der IWF mit einem Wachs­tum der chi­ne­si­schen Wirt­schafts­leis­tung von 8,2%.

Die kon­junk­tu­relle Ent­wick­lung in China zeigt für die­ses Jahr einen V‑förmigen Ver­lauf: Einem star­ken Absturz folgte ein stei­ler Aufschwung.

«Chi­nas Wachs­tum ist ein posi­ti­ver Impuls für die Welt­wirt­schaft»
            Kris­talina Geor­gieva, geschäfts­füh­rende Direk­to­rin des IWF (gt, 16.10.20)

Für die Welt­wirt­schaft ins­ge­samt modi­fi­zierte der IWF seine Pro­gnose für das Jahr 2020: von ‑5,2% (Juni) auf jetzt ‑4,4%.
«Im Ver­gleich zu unse­rer Pro­gnose im Juni, gehen wir von einer weni­ger ein­schnei­den­den, aber den­noch mas­si­ven Rezes­sion im Jahr 2020 aus». Es ist der bis­lang stärkste Absturz der Welt­wirt­schaft seit der Welt­wirt­schafts­krise 192932 und trifft vor allem die kapi­ta­lis­ti­schen Indus­trie­län­der – trotz gigan­ti­scher staat­li­cher Kon­junk­tur­pa­kete in Billionenhöhe.

  • USA ‑4,3%
  • Japan ‑5,3%
  • Euro­zone ‑8,3% (dar­un­ter: Deutsch­land ‑6,0%; Frank­reich ‑9,8%; Ita­lien ‑10,6%, Spa­nien – 12,8%)
  • UK ‑9,8%
  • Indien: ‑10,3%

Deutsch­land: In ihrem Herbst­gut­ach­ten pro­gnos­ti­zie­ren die «füh­ren­den Wirt­schafts­for­schungs­in­sti­tute» einen Rück­gang der deut­schen Wirt­schafts­leis­tung für 2020 gegen­über 2019 um ‑5,4% (also 0,6‑Prozentpunkte weni­ger als in der IWF-Pro­gnose). Das wäre zwar etwas bes­ser als im Finanz­kri­sen­jahr 2009, als das Minus ‑5,7% betrug. Aber die Insti­tute befürch­ten, dass sich die Krise fest frisst. Die vor­ge­sag­ten ‑5,4% der Insti­tute bedeu­ten eine wesent­li­che Ver­schlech­te­rung gegen­über ihrer April-Pro­gnose: ‑4,2%. Das Vor­kri­sen­ni­veau der Wirt­schafts­leis­tung dürfte laut Herbst­gut­ach­ten erst Ende 2021 erreicht wer­den. Bei der Erwerbs­tä­tig­keit erwar­ten die Öko­no­men erst Mitte 2022 das Vor­kri­sen­ni­veau. Trotz Kurz­ar­beit seien bis zum Som­mer 820.000 Stel­len ver­lo­ren­ge­gan­gen; wei­tere zig-Tau­sende wer­den von den Kon­zer­nen gerade gestrichen.

 

Exkurs:

IWF: Corona kos­tet 28 Bil­lio­nen Dollar

Auch der IWF geht davon aus, dass die Pan­de­mie- und Kri­sen­fol­gen zu zwei bis drei ver­lo­re­nen Jah­ren bei den meis­ten Län­dern füh­ren. «Nach Berech­nun­gen des Fonds gehen der Welt­wirt­schaft durch die Pan­de­mie­krise von 2020 bis 2025 zusam­men­ge­nom­men 28 Bil­lio­nen Dol­lar an Wert­schöp­fung ver­lo­ren» (FAZ, 14.10.20). Das ist ziem­lich genau sie­ben mal die Jah­res­wirt­schafts­leis­tung (BIP) von Deutschland.

Der Fonds macht auf die Gefahr hoher Staats­ver­schul­dung auf­merk­sam, die nach sei­nen Berech­nun­gen mitt­ler­weile die Schwelle von 100 Pro­zent der Welt­wirt­schafts­leis­tung erreicht. Auf mitt­lere Sicht müss­ten die Län­der ihre Steu­er­sys­teme pro­gres­si­ver machen und dafür sor­gen, dass große Unter­neh­men ihren ange­mes­se­nen Teil zum Steu­er­auf­kom­men bei­trü­gen, so der IWF. In Deutsch­land will die Regie­rung die Unter­neh­men dage­gen steu­er­lich entlasten.

»Arme wer­den ärmer» warnt Gita Gopi­nath, die Chef­öko­no­min des IWF. Allein die­ses Jahr rut­schen 90 Mil­lio­nen Men­schen zusätz­lich in extreme Armut.
Und: «Die tie­fen Wun­den der Rezes­sion zei­gen sich am Arbeits­markt», schreibt Gopi­nath. Bis Mitte 2020 fehl­ten gegen­über Ende 2019 welt­weit Arbeits­stun­den im Umfang von 550 Mil­lio­nen Voll­zeit­stel­len (HB, 14.10.20). Frauen, die eher im Nied­rig­lohn­sek­tor arbei­ten, waren beson­ders betrof­fen. Und das trotz staat­li­cher Kon­junk­tur­pa­kete in noch nie dage­we­se­nem Umfang.
Auch der Hun­ger nimmt wie­der zu. Rund um den Glo­bus sind heute 690 Mil­lio­nen Men­schen unter­ernährt, dar­un­ter 144 Mil­lio­nen Kin­der. Nach Schät­zun­gen der UNO könnte Corona wei­tere 130 Mil­lio­nen Men­schen in den Hun­ger stür­zen (FAZ, 13.10.20).(siehe auch Wal­ter Listl, Frie­dens­no­bel­preis für die Welt­hun­ger­hilfe, isw-Bei­träge, 15.10.20).

 

 

China-Außen­han­del: Rasan­ter Anstieg

China Containerhafen

Auch der Sta­tus Chi­nas als welt­weit wich­tigste Han­dels­na­tion hat sich zum drit­ten Quar­tal hin gefes­tigt. Der Außen­han­del stieg im drit­ten Quar­tal um +7,5%. Exporte +10,2%; Importe +4,3%.

Und das bei einem Welt­han­del, der im drit­ten Quar­tal um fünf Pro­zent nied­ri­ger war, als im glei­chen Vorjahreszeitraum.

Inter­es­sant sind die Zah­len für Sep­tem­ber 2020, da sie mit dem sprung­haf­ten Anstieg der Importe eine Erho­lung der Kon­sum- und Bin­nen­nach­frage in China signa­li­sie­ren: Exporte +9,9; Importe +13,2%.

Auch durch ver­stärkte staat­li­che Inves­ti­tio­nen in Zukunfts­tech­no­lo­gien ist die chi­ne­si­sche Nach­frage nach High-Tech-Gütern im Aus­land gestiegen.

In den ers­ten drei Quar­ta­len 2020 stie­gen die Ein- und Aus­fuh­ren von Han­dels­gü­tern um 0,7%.

Fazit:
China ist der­zeit die ein­zige Stütze der Weltwirtschaft.

Wich­tigs­ter Han­dels­part­ner Chi­nas ist inzwi­schen die ASEAN-Gemein­schaft, vor der EU-27 und den USA. Trotz Han­dels­kriegs sei­tens der USA (Straf­zölle, Sank­tio­nen, Decou­plings­ver­su­che) gehen nach wie vor die meis­ten chi­ne­si­schen Exporte in die USA: 310 Mrd. Dol­lar (nach EU-27: 280 Mrd. Dollar).

Im Drei­vier­tel-Jahr nahm der Han­del mir ASEAN um 7,2%, mit Europa um 2,9% und mit den USA um 2,0% zu.

Kon­sum: Ein­zel­han­del noch im Minus

Die Ein­zel­han­dels­um­sätze stie­gen im drit­ten Quar­tal um 0,9%. In den Mona­ten August und Sep­tem­ber erst­mals im Plus: 0,5% und 3,3%. Im gesam­ten drei­vier­tel Jahr sind sie jedoch noch stark im Minus: ‑7,2%. Dabei sind die ver­füg­ba­ren Pro-Kopf-Ein­kom­men im glei­chen Zeit­raum leicht posi­tiv: +0,6%. Die Ver­brau­cher sind ange­sichts der Pan­de­mie noch vor­sich­tig mit dem Geld­aus­ge­ben, sie spa­ren mehr. Außer­dem ist die Arbeits­lo­sig­keit gestiegen.

Für das vierte Quar­tal wird aller­dings mit einem gro­ßen Kon­sum­schub gerech­net, u.a. wegen des Sin­gles-Sho­p­ing-Day am 11.11.

Der Ver­brau­cher­preis­in­dex betrug im Sep­tem­ber 1,7%, 0,7‑Prozentpunkte weni­ger als im Vormonat.

Indus­trie:

Die Wert­schöp­fung der Indus­trie nahm nach dem schar­fen Rück­gang durch den Shut Down im Januar/Februar (-13,5%) kon­ti­nu­ier­lich zu und erreichte im Sep­tem­ber einen Zuwachs von 6,9%.
Q1 – Q3: + 1,2%.

Arbeits­plätze: Neun Mil­lio­nen neue Jobs.

China hat in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res 8,98 Mil­lio­nen neue Arbeits­plätze geschaf­fen und damit das ganz­jäh­rige Ziel, neun Mil­lio­nen städ­ti­sche Arbeits­plätze im Gesamt­jahr zu schaf­fen, vor­fris­tig erreicht.

Die städ­ti­sche Arbeits­lo­sen­quote sank von 5,6% im August auf 5,4% im Sep­tem­ber. Im Februar betrug sie 6,2%.

Durch die Ein­däm­mung des Virus konn­ten die Freizeit‑, Hotel‑, Gas­tro­no­mie- und tou­ris­mus­be­zo­ge­nen Dienst­leis­tungs­bran­chen ihre Tätig­keit wie­der aufnehmen.

Etwa 179 Mil­lio­nen Wan­der­ar­bei­ter hat­ten Ende des drit­ten Quar­tals einen Arbeits­platz außer­halb ihrer Hei­mat – zwei Mil­lio­nen mehr als Ende des zwei­ten Quar­tals. Im Ver­gleich zum Vor­jahr sei die Zahl aber immer noch um 2,1 Pro­zent – knapp vier Mil­lio­nen – zurück­ge­gan­gen stellt das NBS (Natio­nal Bureau of Sta­tis­tics) fest.

Unter erheb­li­chen «Beschäf­ti­gungs­druck» ste­hen nach NBS auch die dies­jäh­ri­gen 8,74 Mil­lio­nen Hochschulabgänger.

Chi­nas Kli­ma­ver­spre­chen: vor 2060 klimaneutral

VRC Solarkraftwerk Dunhuang

Bei der vir­tu­el­len Gene­ral­de­batte der Ver­ein­ten Natio­nen am 22. Sep­tem­ber ver­kün­dete Chi­nas Staats­chef Xi Jin­ping, dass China «vor 2060» kli­ma­neu­tral werde, also unter dem Strich keine zusätz­li­chen Treib­haus­gase mehr in die Atmo­sphäre blase. Zudem will China den Höhe­punkt des Aus­sto­ßes von CO2 nicht mehr wie bis­her «um 2030 herum», son­dern frü­her erreichen.

Es ist das erste Mal, dass China ein Ziel für Kli­ma­neu­tra­li­tät for­mu­liert. «Der Zeit­plan ist sehr ehr­gei­zig», schreibt die FAZ (9.10.20). «China will in drei­ßig Jah­ren schaf­fen, wofür andere die dop­pelte Zeit ein­pla­nen. In der EU lagen die Emis­sio­nen 1990 auf dem Höhe­punkt, 2050 will sie kli­ma­neu­tral sein».

Das Ver­spre­chen wird west­li­cher­seits häu­fig infrage gestellt mit dem Argu­ment, dass in China der Anteil von Koh­lestrom bei etwa 60% liege und wei­tere Koh­le­kraft­werke im Bau und in der Pla­nung seien. Ande­rer­seits inves­tiert China mas­siv in den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien. Auf China ent­fiel im Jahr 2019 mit 30 Pro­zent der größte Anteil der welt­wei­ten Inves­ti­tio­nen in erneu­er­bare Ener­gie­ka­pa­zi­tä­ten. China hat zudem welt­weit die größ­ten Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten aus erneu­er­ba­ren Ener­gien. Zum Jah­res­ende 2019 waren in der Volks­re­pu­blik 789 Giga­watt instal­liert – USA 282, Indien 137, Deutsch­land 124 GW (HB, 24.9.20).

Auch in Corona-Zei­ten baut China die rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien wei­ter stark aus. Anfang Okto­ber fei­erte es den Netz­an­schluss sei­nes größ­ten Pho­to­vol­taik-Kraft­werks des Lan­des. Mit einer Leis­tung von 2,2 Giga­watt ist es das zweit­größte der Welt. Ergänzt wird der Solar­park durch einen 200 Mega­watt­stun­den Ener­gie­spei­cher. Sen­sa­tio­nell die Bau­zeit: Vom Bau­start bis zum Netz­an­schluss ver­gin­gen gerade ein­mal elf Monate. Die Kos­ten sind ver­gleichs­weise nied­rig: umge­rech­net 1,9 Mil­li­ar­den Euro. (ener­gie­zu­kunft, 7.10.20).

Im ers­ten Halb­jahr 2020 baute China 11,5 Giga­watt Pho­to­vol­taik zu. Das ent­spricht in etwa der Leis­tung von 8 mitt­le­ren Atom­kraft­wer­ken (pv-maga­zin, 8.9.20).

Quelle: kommunisten.de

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