Feier zum Jahresende

DKP Gruppe
Köln Innen­stadt

Womög­lich wer­den wir nicht mehr lange das Frei­den­ker­zen­trum nut­zen kön­nen. Aber heute wird noch mal gefei­ert. Dirk und Rai­mund schlep­pen Hirsch­gu­lasch und Spätzle, Spitz­kohl, Bir­nen­hälf­ten und Prei­sel­bee­ren an. Und Rot­wein. Wolf­gang hat zwei Fla­schen aus Chile mit­ge­bracht, ver­ab­schie­det sich aber bald zur Weih­nachts­feier «auf der Arbeit».

Vor weni­gen Tagen konnte Peter Handke den dies­jäh­ri­gen Lite­ra­tur­no­bel­preis in Emp­fang neh­men. Diese Aus­zeich­nung freut uns, wir fei­ern sie. Andere Reak­tio­nen unse­rer dies­be­züg­lich strom­li­ni­en­för­mi­gen Öffent­lich­keit bezo­gen sich argu­ment­frei und maß­los in ihrem Hass auf den Schrift­stel­ler, der sich von der Soli­da­ri­tät mit dem ange­grif­fe­nen Land nicht abbrin­gen lässt. Die ver­öf­fent­lichte Mei­nung In unse­rem Land ver­drängt gerne das poli­ti­sche und mora­li­sche Deba­kel die­ses Jugo­sla­wi­en­krie­ges, den die NATO unter Bruch des Völ­ker­rechts geführt hat. Letz­te­res musste Ger­hard Schrö­der – «In mei­ner Jugend habe ich die Revo­lu­tion geplant, die ich als Kanz­ler ver­hin­dert habe» – am 9. März 2014 ein­räu­men, deli­ka­ter­weise im Zusam­men­hang mit der Sezes­sion der Krim.

Wir lesen Peter Hand­kes «Die Geschichte des Dra­gol­jub Mila­no­vic» von 2011. Jugo­sla­wien wurde im Zeit­raum 24. März bis zum 11. Juni 1999 von der NATO bombardiert.

In der Nacht vom 22. zum 23. April 1999, mor­gens um 2.04 Uhr, grif­fen Flug­zeuge das Gebäude des Rund­funks und Fern­se­hens Ser­bien (RTS) in Bel­grad an.

16 Men­schen star­ben, drei wur­den schwer und 16 leicht verletzt.

Ver­ur­teilt wird im Jahre 2002 für die­ses Ver­bre­chen nicht etwa der­je­nige, der den Befehl für die­ses Kriegs­ver­bre­chen gege­ben hatte, son­dern der Gene­ral­di­rek­tor von RTS, Dra­gol­jub Mila­no­vić, der nur durch Zufall dem Schick­sal sei­ner 16 Mit­ar­bei­ter ent­gan­gen ist. Das Delikt: schwe­rer Angriff auf die öffent­li­che Sicher­heit. Das Urteil: Neun Jahre und ein hal­bes. Dra­gol­jub Mila­no­vić tritt am 1. April 2003 seine Gefäng­nis­strafe an. Im Sep­tem­ber 2010 initi­ie­ren Peter Handke und der fran­zö­si­sche Medi­zi­ner Patrick Bar­riot eine Kam­pa­gne zur Befrei­ung Mila­no­vićs. Vergeblich.

Peter Handke ver­fasst ein schma­les Büch­lein über den Fall. Mila­no­vić sitzt seine Strafe voll­stän­dig ab. Erst Ende August 2012 wird er aus dem Gefäng­nis in Požar­e­vac entlassen.

 Text und Foto: Klaus Stein