Aktion gegen Zweck­ent­fremdung von Wohnraum

 Grafik: Wohnhaus.

«Wohn­raum für Alle»

In Köln feh­len 70.000 Woh­nun­gen. Erschwing­li­cher Wohn­raum wird hin­ge­gen kaum gebaut, wei­tere tau­send Sozi­al­woh­nun­gen fal­len aus der Bin­dung, Luxus­sa­nie­run­gen ste­hen an. Neben dem unver­min­der­ten Zuzug stei­gen auch die Tou­ris­ten­zah­len. Viele Ver­mie­ter nut­zen die güns­tige Markt- und Rechts­lage um nun auch noch wei­te­ren Wohn­raum pro­fit­stei­gernd zu ver­nich­ten: Durch die kom­plette Ent­mie­tung und Schaf­fung von «Feri­en­woh­nun­gen», Stich­wort AirBnB.

Die Initia­tive «Wohn­raum für Alle» arbei­tet daran, kon­krete Fälle auf­zu­de­cken und publik zu machen. Aus­ge­hend von der «Sozia­len Kampf­bau­stelle», dies­mal vom 29.8.–1.9.2018 am Wie­ner Platz in Köln-Mül­heim, wurde am Frei­tag, 31.8.,Protest gegen diese aso­ziale Ent­wick­lung vor einem kon­kre­ten Pro­jekt orga­ni­siert: Rund 80 Akti­vis­ten und Empörte ver­sam­mel­ten sich ab 18 Uhr vor dem Haus «Im Fer­ku­lum 16» unweit des Chlod­wig­plat­zes in der Köl­ner Südstadt.

Faksimile: Flugblatt.

Natür­lich war kei­ner der «Ver­mie­ter» vor Ort, die woh­nen gar nicht in Köln, aber es gelang meh­rere Gäste zu befra­gen. Zwei Tou­ris aus Namur, der Haupt­stadt der bel­gi­schen Wal­lo­nie gaben bereit­wil­lig Aus­kunft und zeig­ten sich sogar soli­da­risch mit den Pro­tes­ten. Ihnen sei das Pro­blem so nicht bewusst gewe­sen, sie hät­ten ledig­lich übers Inter­net eine Unter­kunft in der Innen­stadt gesucht- und mit 200 € pro Tag sei diese auch wahr­lich teuer genug. Neben den Will­kom­mens­ru­fen für die bei­den jun­gen Bel­gier gab es Pfiffe und Buh­rufe für die Geschäfts­füh­rer der «Smar­tE­state Immo­bi­li­en­ma­nage­ment GmbH», den Betrei­bern der Feri­en­woh­nung Im Fer­ku­lum.  Der Bezirks­bür­ger­meis­ter ver­sprach, sich ener­gi­scher ein­zu­set­zen gegen eine sol­che ver­hee­rende Woh­nungs­po­li­tik. Der Applaus war ver­hal­ten, denn von Sei­ten der Stadt Köln kom­men zum Thema seit Jah­ren nur beschwich­ti­gende Sprü­che, pas­sie­ren tut nichts. Buß­gel­der, die seit 2014 ver­hängt wer­den, wer­den von den Spe­ku­lan­ten quasi aus der Por­to­kasse  bezahlt- das wars.

Inter­es­san­ter war anschlie­ßend das offene Mikro­phon. Anonym berich­te­ten meh­rere betrof­fene Mie­ter aus dem Veedel, aber auch aus ganz Köln, von ihren Fäl­len. Anwoh­ner und Zuhö­rer mach­ten ihrem Ärger eben­falls Luft und es hagelte Berichte und Kla­gen aus allen Ecken. Die Soziale Kampf­bau­stelle, der auch die bun­des­weite Initia­tive «Recht auf Stadt» ange­schlos­sen ist, sieht es als große Auf­gabe der nächs­ten Zeit an, einen wir­kungs­vol­len Mie­ter­pro­test in Köln zu orga­ni­sie­ren. Das ist nicht leicht, denn immer noch duckt sich die große Mehr­heit der Betrof­fe­nen aus Angst weg und lässt sich sang- und klang­los ver­trei­ben- die Obdach­lo­sig­keit steigt.

Her­mann-Josef Marat
Bild: Wal­ter Stehling