Die DKP Gruppe Köln Innen­stadt lädt ein

„Der groß­ar­tigste Revo­lu­ti­ons­ver­such des deut­schen Volks“

Der Her­ren­ber­ger Altar von Jörg Rat­geb
Vor­trag mit Bildern

„Der groß­ar­tigste Revo­lu­ti­ons­ver­such des deut­schen Volks“ (Fried­rich Engels) in Gestalt des Bau­ern­kriegs jährt sich bald zum 500. Mal. In den ent­wi­ckel­te­ren ita­lie­ni­schen Städ­ten und ihrer Umge­bung war schon 200 Jahre zuvor mit der Umwand­lung von feu­dal­ab­hän­gi­gen Bau­ern in freie Klein­päch­ter, in Tage­löh­ner und lohn­ab­hän­gige Hand­wer­ker der Wech­sel von feu­da­ler zu kapi­ta­lis­ti­scher Aus­beu­tung erfolgt. Im Zuge des Wech­sels der Pro­duk­ti­ons­weise hatte die poli­ti­sche Herr­schaft län­ger­fris­tig und raum­grei­fend bür­ger­li­che For­men ange­nom­men. Der deut­sche Bau­ern­krieg indes schei­tert im Zeit­raum von weni­gen Jah­ren. Er stellt die letzte der als früh­bür­ger­lich zu bezeich­nen­den Revo­lu­tio­nen dar, mit einem Nach­klapp der Wie­der­täu­fer von Müns­ter 1535. Schon wenige Jahr­zehnte spä­ter, im Jahr 1568, beginnt der acht­zig-jäh­rige Befrei­ungs­krieg der Nie­der­lande (Schil­lers „Abfall der Nie­der­lande“), der mit dem Frie­den von Müns­ter und Osna­brück 1648 den his­to­ri­schen Sieg des nie­der­län­di­schen Bür­ger­tums besie­gelt. Diese Revo­lu­tio­nen hat­ten in der Regel die Gestalt von Reli­gi­ons­krie­gen. Die tief­grei­fende Zei­ten­wende, der Wech­sel vom Mit­tel­al­ter zur Neu­zeit erfasste indes die Öko­no­mie, die Poli­tik und den gesam­ten geis­ti­gen Überbau.

Die Brü­che sind der bil­den­den Kunst abzu­le­sen. Der Kunst­his­to­ri­ker Wil­helm Fraen­ger (1890−1964) schreibt über Jörg Rat­geb, den Maler des Her­ren­ber­ger Altars: Bei kei­nem Maler jener Zeit lasse sich der Zwei­spalt der Epo­che so mit Hän­den grei­fen wie bei Jörg Rat­geb, der sich im Zusam­men­prall der alten und der neuen Welt­an­schau­ung zu behaup­ten suchte, bis er im Jahr 1526 als Kriegs­rat und Kanz­ler auf der Seite der Bau­ern unter­ging. Wir wür­den sei­ner tra­gi­schen Erschei­nung kaum gerecht, wenn wir ihn aus­schließ­lich als Künst­ler fas­sen woll­ten. Erst wenn wir die Ideen­welt, für die er sich geop­fert hat, unse­rer Wür­di­gung zugrunde legen, wird sich die Bruch­stück­hafte sei­ner Exis­tenz zusam­men­fü­gen und deren revo­lu­tio­näre Stoß­kraft in Erschei­nung treten.

Die Marx-Engels-Stif­tung hatte am 24. März zu einer Tagung zu „Jörg Rat­gebs Her­ren­ber­ger Altar und der Bau­ern­krieg“ nach Böb­lin­gen ein­ge­la­den. In die­ser Stadt sind am 12. Mai 1525 die Bau­ern ent­schei­dend geschla­gen wor­den. Im Böb­lin­ger Bau­ern­kriegs­mu­seum wird die Erin­ne­rung an den Frei­heits­kampf wach gehalten.

So begann in die­sem Haus die MES-Tagung mit einer Füh­rung durch die stän­dige Aus­stel­lung durch seine Lei­te­rin, Chris­tine Wen­zel.
Her­mann Kopp refe­rierte über die Ursa­chen und den Ver­lauf des Bau­ern­kriegs und Klaus Stein sprach über den 15181519 ent­stan­de­nen Her­ren­ber­ger Altar.

Wir waren in Böb­lin­gen und berich­ten von der Tagung. Klaus wird die Tafeln des Her­ren­ber­ger Altars samt Hin­wei­sen auf Rat­gebs poli­ti­sche Hal­tung erläu­tern. Rat­gebs Spu­ren sind jahr­hun­der­te­lang ver­wischt wor­den. Erst 1924 wurde der Altar dem Publi­kum wie­der zuge­mu­tet. Ver­geb­lich wehrt sich die bür­ger­li­che Kunst­ge­schichte heute noch gegen eine Deu­tung des Künst­lers als Revo­lu­tio­när. Da stört Fraen­gers maß­geb­li­che Rat­geb-Mono­gra­phie, die 1972 in Dres­den erschie­nen ist.

Es gibt ein Essen und Wein. Spen­den sind will­kom­men. Diens­tag, 24. April, 19.30 Uhr Frei­den­ker­zen­trum, Bay­en­straße 11