Wie­der im Ahrtal.

Aus­flug der DKP-Gruppe Köln-Innenstadt

Umstei­gen in Bonn. Der Zug ist nicht so voll wie im ver­gan­ge­nen Jahr. Wir sit­zen bequem zusam­men und unter­hal­ten uns. Thema: Him­mel und Hölle. In Kili­kien, nahe Mer­sin, erzählt Ayfer, gibt es bei­des in Gestalt der kory­ki­schen Grot­ten und liegt nah bei­ein­an­der. Wir schwei­fen aber auch ab zum Hades­ein­gang bei Cumae am Aver­ner See oder zu den bedau­erns­wer­ten mus­li­mi­schen Mär­ty­rern, die in ihrer Him­mels­ab­tei­lung puber­tie­rende Mäd­chen in drei Klas­sen­stär­ken zu beauf­sich­ti­gen haben. Die Hölle den­ken wir uns weni­ger zugig als den Him­mel, aber immer gesel­lig. Gut geheizt. Man kann sich mit den Kum­pels tref­fen. Gute Musik, nicht nur Harfe und Orgel. Mehr Jazz und Rock’n Roll. Auch das Rau­chen wäre erlaubt, von Alko­hol ganz zu schwei­gen. Streit gibt es über die Ein­woh­ner­zahl von Mer­sin – 1,7 Mil­lio­nen macht uns das Handy weis. Nicht zu glau­ben. Das wäre ja mehr als Köln. Und 15 000 Qua­drat­ki­lo­me­ter? Don­ner­wet­ter, Köln hat nur 400. Mer­sin muß groß sein. So geht es an Rema­gen und an der Erpe­ler Ley vor­bei. Weib­lich, wie Lore­ley. Ley, altes Wort für Klippe.

Bis May­schoß. Das Wein­fest inter­es­siert nicht. Die Strau­ßen­wirt­schaft vom Mönch­ber­ger Hof hat vor­sorg­lich Pavil­lon­dä­cher gespannt, die sich gegen Schauer prompt nütz­lich erwei­sen. Über Plat­ten mit Schnitt­chen und Glä­sern mit Früh­bur­gun­der und Ries­ling plau­dert Tho­mas von Rumä­nien. Da sei es über­ra­schend schön und güns­tig. Er schwärmt vom Ceau­sescu-Palast, rie­sig sei der, archi­tek­to­nisch inter­es­sant, die Fleisch­vor­räte im Kel­ler hät­ten sei­ner­zeit ganz Buka­rest einige Tage ernäh­ren kön­nen. An der Schwarz­meer­küste gebe es Hotels mit ange­schlos­se­nen Kli­ni­ken, wun­der­bar zum Kuren. Herr­lich bil­lig. Er fährt häu­fi­ger hin. Madrid, wohin es einige von uns zieht, sei teuer. Bestimmt 300 Euro das Wochen­ende. Wal­ter ist skep­tisch, nö, das schafft er nicht. Dabei schwärmt er von Velaz­quez. Ein­mal hat er uns eine ganze Rück­fahrt damit unter­hal­ten. Gleich fängt er wie­der davon an. Wolf­gang erzählt von sei­ner Firma. Nicht gern. Sie macht zu. Er wird arbeits­los. Mit dem Vor­stands­chef duzt er sich. Aber auch der wird womög­lich sei­nen Job ver­lie­ren. Lie­ber erzählt Wolf­gang von den wil­den Zei­ten in Dortmund.

Die Steil­la­gen an der Ahr sind gefähr­det, die Win­zer wer­den höhere Preise neh­men müs­sen, wenn die EU-Sub­ven­tio­nen aus­blei­ben.
Es wird kurz­fris­tig laut. Am Hof tref­fen grup­pen­weise Leute ein. Schwere Kalt­blü­ter wer­den paar­weise vor Plan­wa­gen gespannt. Sie kut­schie­ren durch die Weinberge.

Hei­kel scheint das Thema Kal­kar. Da feh­len wir heute, am 3. Okto­ber, auf der Demons­tra­tion gegen die NATO-Ein­rich­tun­gen, was offen­bar ans Bezirks­se­kre­ta­riat gepetzt wurde. Wer ist die Petze? Zur Frie­dens­demo in Ber­lin wol­len sechs von uns. Syrien, die Hetze gegen die Russen!

Wir lau­fen ein Stück auf den Rot­wein­wan­der­weg. Mitt­ler­weile ist es tro­cken, die Sonne kommt raus. Male­ri­sche Wol­ken im Gegen­licht über dem Saf­fen­berg mit der Saf­fen­burg. Wir tei­len uns. Die bes­ser zu Fuß sind, dre­hen noch eine Runde. Im Ort ver­eint uns die nächste Strau­ßen­wirt­schaft. Wolf­gang soll ver­ra­ten, wie sich der Über­gang der Pro­duk­ti­ons­wei­sen in Byzanz voll­zo­gen hat. Im Jahr­hun­dert der Tren­nung von Rom war es noch ein Skla­ven­hal­ter­staat, 1453 sicher nicht mehr. Wolf­gang weiß es nicht, wir auch nicht.

Dem Andech­ser Bier in der Bahn­hofs­wirt­schaft kön­nen nicht viele wider­ste­hen. Eine Post­karte im Bil­der­rah­men inter­es­siert uns. Sie zeigt Alte­n­ahr aus der Luft. Dirk und Klaus strei­ten, aus wel­cher Him­mels­rich­tung der Ort zu sehen ist. Da kommt eini­ges an Argu­men­ten zusam­men. Die bei­den lösen das Rät­sel und der Streit wird beigelegt.

Text und Foto: Klaus Stein


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