Die EZB druckt keine 500-Euro-Scheine mehr.

Was steckt hin­ter den Absich­ten zur Beschrän­kung oder gar Abschaf­fung des Bargelds?

Kurze Ein­schät­zung auf der MV der DKP Köln Innenstadt

Dieses Werk stellt eine Abbildung einer durch die Europäische Zentralbank (EZB) herausgegebenen Banknote dar. Das graphische Design ist durch die EZB urheberrechtlich geschützt, „darf [jedoch] ohne vorherige Genehmigung der EZB verwendet werden [...], solange Reproduktionen in der Werbung oder in Illustrationen nicht mit echten Banknoten verwechselt werden können.“ (EZB/2003/4 und EZB/2003/5 vom 20. März 2003)

Bekannt ist die Anek­dote von der Oma, die ihr gesam­tes Geld abhe­ben will. Der Bank­an­ge­stellte will es nicht glau­ben und fragt noch mal nach. Die alte Dame beharrt auf der Aus­zah­lung ihrer Spar­ein­la­gen, neh­men wir mal an, von 12 000 Euro. Also zahlt der Kas­sie­rer das Geld voll­stän­dig aus, wor­auf­hin die betagte Kun­din die Scheine nach­zählt und dem Kas­sie­rer mit Dank zurück­reicht. Sie habe nur mal nach­se­hen wol­len, ob ihr Geld noch da ist.
Der Witz liegt in der Ver­ken­nung des Bank­ge­schäfts, das darin besteht, dass die Bank mit ande­rer Leute Geld han­delt. Wenn alle Ein­la­gen kurz­fris­tig abge­zo­gen wer­den, wird die Bank insol­vent. Schon das Gerücht über dro­hende Invol­venz kann dazu füh­ren, daß es wahr wird, beschleu­nigt durch den Grund­satz, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Sol­che Ban­ken­stürme, „Bank Runs“, hat es in der letz­ten Zeit einige gege­ben. Andere konn­ten nur knapp ver­hin­dert wer­den.
Nor­t­hern Rock, eine bri­ti­sche Bank, geriet im Zuge der Krise von 2007 in Refi­nan­zie­rungs­schwie­rig­kei­ten. Vom Frei­tag, den 14. Sep­tem­ber, bis Mon­tag, den 17. Sep­tem­ber 2007, hoben die Kun­den etwa zwei Mil­li­ar­den Pfund von Kon­ten der Bank ab, so dass am 17. Sep­tem­ber die Schal­ter­öff­nungs­zei­ten ver­län­gert wer­den muss­ten, um dem Ansturm ver­ängs­tig­ter Anle­ger Herr zu wer­den. Der bri­ti­sche Finanz­mi­nis­ter Ali­s­tair Dar­ling musste eine staat­li­che Garan­tie abge­ben. Ein hal­bes Jahr spä­ter wurde die Bank ver­staat­licht, die abge­spal­te­nen Berei­che mit den unein­bring­li­chen Kre­di­ten sind es heute noch.
Im Herbst 2008 wurde die Schwei­ze­ri­sche UBS Opfer eines Bank Run. Inner­halb von kur­zer Frist wur­den 25 Mrd Schwei­zer Fran­ken abge­zo­gen. Die Schwei­ze­ri­sche Eid­ge­nos­sen­schaft und ihre Zen­tral­bank konn­ten schließ­lich mit einem Not­fall­plan die Liqui­di­tät der Bank gewähr­leis­ten.
Am 12. Juni 2014 berich­tete die FAZ, wie die EZB im Jahre 2012 mit­tels dreier Flug­zeuge vol­ler Bar­geld Grie­chen­land von einem Bank Run bewahrt hat. Mil­lio­nen 50- und 100-Euro-Scheine seien mit drei Flü­gen von Trans­port­ma­schi­nen der grie­chi­schen Luft­waffe vom Typ Her­cu­les C‑130 aus Rom und Wien gekom­men. Viele Grie­chen hat­ten fast täg­lich den höchst­mög­li­chen Betrag an den Bank­au­to­ma­ten abge­ho­ben. Den Höhe­punkt stell­ten die bei­den Tage unmit­tel­bar vor den grie­chi­schen Par­la­ments­wah­len am Sonn­tag, den 17. Juni 2012, dar. Es drohte eine Panik. Damals hoben Spa­rer 3,5 Mil­li­ar­den Euro ab.
Soge­nannte Ein­la­gen­si­che­run­gen sol­len einen Bank Run ver­hin­dern. Sie haben vor allem den Zweck, Ver­trauen her­zu­stel­len, der sich selbst erfül­len­den Pro­phe­zei­ung vor­zu­beu­gen. Wenn das nichts nützt, wird ange­kün­digt, bei einer bestimm­ten Sperr­schwelle die Zah­lun­gen aus­zu­set­zen. Auch diese Maß­nahme ist gegen­über einer Panik von begrenz­ter Wirk­sam­keit. Schließ­lich bleibt nur noch die Schlie­ßung der Ban­ken, wie es im Zusam­men­hang mit dem Refe­ren­dum im Juli ver­gan­ge­nen Jah­res in Grie­chen­land gesche­hen ist. Es wird ein­fach ver­hin­dert, daß Bar­geld abge­ho­ben oder aus­ge­zahlt wird.
Der Blick auf sol­che Ereig­nisse erhellt viel­leicht den Zweck der voll­stän­di­gen Abschaf­fung von Bar­geld, die gegen­wär­tig dis­ku­tiert wird. Die EZB will sie. Zunächst wer­den keine 500-Euro-Scheine mehr gedruckt. Begrün­dung: der 500-Euro-Schein spiele eine große Rolle für kri­mi­nelle Geschäfte.
Die FAZ am 16. Februar (Druck­aus­gabe) ver­weist auf Kri­ti­ker der Maß­nahme. Ein Ende der 500er-Note könne der erste Schritt hin zu einer kom­plet­ten Abschaf­fung des Bar­gelds sein.
„Nach EZB-Anga­ben gab es Ende 2015 rund 614 Mil­lio­nen der vio­let­ten Scheine im Wert von 307 Mil­li­ar­den Euro. Rund ein Vier­tel der 500-Euro-Scheine könnte außer­halb ders Euro­raums gehor­tet sein, schätzt die Zen­tral­bank. Ins­ge­samt sind Euro­geld­scheine im Wert von rund einer Bil­lion Euro im Umlauf. Davon macht der vio­lette Schein somit rund ein Drit­tel aus. Das Bank­no­ten­vo­lu­men habe in den ver­gan­ge­nen Jah­ren deut­lich zuge­nom­men. Wäh­rend der Euro-Krise gab es einen Sprung in der Nach­frage nach den größ­ten Schei­nen, als ver­un­si­cherte Kun­den ihre Bank­kon­ten leer­räum­ten.“
Schat­ten­wirt­schafts­fach­mann Fried­rich Schnei­der von der Uni­ver­si­tät Linz ebenso wie Bun­des­bank­chef Jens Weid­mann bezwei­feln, dass eine Abschaf­fung gro­ßer Bank­no­ten Kri­mi­na­li­tät und Schat­ten­wirt­schaft behin­dern könn­ten.
Wenn aber mit die­sem Mit­tel ille­gale Geschäfte nicht ein­zu­däm­men sind, was ist der tat­säch­li­che Zweck die­ser Maß­nahme? Die FAZ vom 17. Februar (online) ver­weist auf Hans-Wer­ner Sinn. Er rechne für den Fall der Bar­geld­ab­schaf­fung vor, wie die EZB die Straf­zin­sen für Ban­ken erhö­hen könne. Zum Thema Vor­beu­gung gegen Bank Runs las­sen zwar weder Hans-Wer­ner Sinn noch die FAZ etwas ver­lau­ten. Aller­dings fällt die Gleich­zei­tig­keit aktu­el­ler Wert­ver­luste der Ban­ken bei der Dis­kus­sion ums Bar­geld auf.

Klaus Stein, 16. Februar 2016

Zur abge­bil­de­ten Bank­note: Die­ses Werk stellt eine Abbil­dung einer durch die Euro­päi­sche Zen­tral­bank (EZB) her­aus­ge­ge­be­nen Bank­note dar. Das gra­phi­sche Design ist durch die EZB urhe­ber­recht­lich geschützt, „darf [jedoch] ohne vor­he­rige Geneh­mi­gung der EZB ver­wen­det wer­den […], solange Repro­duk­tio­nen in der Wer­bung oder in Illus­tra­tio­nen nicht mit ech­ten Bank­no­ten ver­wech­selt wer­den kön­nen.“ (EZB/2003/4 und EZB/2003/5 vom 20. März 2003)