Nötig ist ein Schuldenschnitt!

Kom­mu­nal­be­ra­tung der DKP Bezirk Rheinland-Westfalen

Kommunalberatung im Bürgerzentrum Alte Feuerwache

Wer von der Zukunft unse­rer Kom­mu­nen eine Vor­stel­lung benö­tigt, der sollte einen Blick auf Detroit/USA rich­ten. Die ehe­mals fünft­größte Stadt der USA ist insol­vent, berich­tete die FAZ am 17. Juni. Jetzt woh­nen noch 700 000 Men­schen dort. Ein Drit­tel lebt unter­halb der offi­zi­el­len Armuts­grenze, die Arbeits­lo­sen­quote liegt offi­zi­ell bei 19 Pro­zent (so kommt raus, dass 14 Pro­zent der Ein­woh­ner zu Löh­nen arbei­ten, die arm machen). Dass die Infra­struk­tur ver­kommt, schließt die FAZ aus dem Umstand, dass 40 Pro­zent der Stra­ßen­la­ter­nen nicht funk­tio­nie­ren, und beklagt die hohe Kri­mi­na­li­tät. Offen­bar wirkt sich die »wirt­schaft­li­che Erho­lung« der Auto­kon­zerne GM und Ford »nur begrenzt« aus. Um einen Kon­kurs abzu­wen­den, stellt die Stadt die Zah­lun­gen auf bestimmte Schuld­ti­tel ein, bie­tet ihren Gläu­bi­gern weni­ger als 10 Cent je Dol­lar. Betrof­fen sind davon zunächst ein­mal Pensionsansprüche.

Die Kom­mu­nal­be­ra­tung des Bezirks Rhein­land-West­fa­len am 15. Juni nahm die Lage der NRW-Kom­mu­nen in den Blick. Klaus Stein stellte in sei­nem Ein­füh­rungs­re­fe­rat den Zusam­men­hang von Fis­kal­pakt, ESM, Schul­den­brem­sen und der Armut der Städte und Gemein­den dar. Michael Ger­ber, Rats­herr in Bot­trop, berich­tete von Kür­zungs­maß­nah­men der Stadt, die immer­hin im Falle des Stenkhoff­ba­des wirk­sam und bei­spiel­haft durch einen Bür­ger­ent­scheid bekämpft wer­den konn­ten. Jörg Det­jen von der Frak­tion Die Linke im Köl­ner Stadt­rat erin­nerte an die gute Zusam­men­ar­beit von DKP und Links­par­tei und erläu­terte einen Vor­schlag, wie durch eine Abspra­che mit der Firma Rhein­ener­gie in einem pro­ble­ma­ti­schen Armuts­vier­tel in Köln die Ver­sor­gung mit einem Min­dest­maß an Haus­halts­en­er­gie bei­spiel­haft gesi­chert werde. Es geht ihm darum, Strom­ab­stel­lun­gen zu verhindern.

In NRW sind 61 Kom­mu­nen so über­schul­det, dass sie, um Mit­tel aus dem Stär­kungs­pakt Stadt­fi­nan­zen zu erhal­ten, Haus­halts­sa­nie­rungs­pläne vor­le­gen müs­sen. Der Rat des Eifel­städt­chens Nid­eg­gen sieht sich dazu nicht in der Lage. Hier woh­nen 10 000 Men­schen. Ihre Kom­mune hat 25 Mil­lio­nen Euro Schul­den. Nid­eg­gen erhält aus dem Stär­kungs­pakt 750 000 Euro pro Jahr vom Land, ist aber säu­mig bei den Kür­zungs­maß­nah­men. Der Stadt­rat konnte kei­nen geneh­mi­gungs­fä­hi­gen Etat vor­le­gen. Folge: Innen­mi­nis­ter Jäger schickte einen Spar­kom­mis­sar. Das ging dann so:

70 Bür­ger, davon nicht wenige Rats­mit­glie­der, ste­hen am 22. Mai im Rat­haus herum und har­ren der Dinge. Der Spar­kom­mis­sar erscheint. Ralph Bal­last ist sein Name. Er ist jetzt iden­tisch mit dem Stadt­rat. Er sagt: »Der Beauf­tragte ist anwe­send. Die Sit­zung ist also beschluss­fä­hig« und beschließt: Der Gewer­be­steuer-Hebe­satz steigt von 420 auf 450 Pro­zent, die Grund­steuer A von 300 auf 500 Pro­zent und die Grund­steuer B von 450 auf 600 Pro­zent. Sein Sanie­rungs­kon­zept sieht wei­tere mit­tel­fris­tige Pla­nun­gen vor. Dem­nach steigt der Grund­stücks-Steu­er­satz bis 2021 auf satte 990 Pro­zent. »Als Beauf­trag­ter stimme ich dem Beschluss­vor­schlag zu«, sagt Bal­last. Einer der Zuhö­rer bezwei­felt, dass er sich sein Haus noch wird leis­ten können.

Woher kommt die Armut der Städte und Gemeinden?

Der Beschluss zur Kom­mu­nal­po­li­tik, den die DKP schon im März auf dem Mör­fel­de­ner Teil des Par­tei­ta­ges fas­sen konnte, sieht dafür drei alte und eine neue Ursache.

»Bund und Län­der wäl­zen Auf­ga­ben auf die Kom­mu­nen ab, die diese zu finan­zie­ren haben, ohne dass sie ent­spre­chende zusätz­li­che Mit­tel erhalten.«

Das betrifft mitt­ler­weile die Kos­ten für die Unter­kunft nach SGB II, der Ein­glie­de­rungs­hilfe nach SGB XII, der Pfle­ge­ver­si­che­rung, der Ein­glie­de­rungs­hilfe für Behin­derte. Da hatte übri­gens die Bun­des­re­gie­rung Abhilfe ver­spro­chen, um sich der Zustim­mung der Städte und Gemein­den zu Fis­kal­pakt und ESM zu versichern.

»Die Steu­er­ge­setze las­sen vor allem den Groß­kon­zer­nen weite Spiel­räume, um sich der Zah­lung der Gewer­be­steuer teil­weise bis voll­stän­dig zu entziehen.«

In der Tat. Wir haben das in Köln sehr schmerz­haft gespürt, als im ver­gan­ge­nen Jahr ins­ge­samt 171 Mio an Gewer­be­steuer fehl­ten. Ford zahlt keine Gewer­be­steuer bzw. läßt sie sich sogar zurückzahlen.

»Bür­ger­li­che Kom­mu­nal­po­li­tik reagiert hilf­los durch Stand­ort­po­li­tik, kürzt einer­seits und inves­tiert ande­rer­seits mas­siv in Schau­fens­ter- und Hoch­glanz­pro­jekte, die sich an den Inter­es­sen der Rei­chen und Schö­nen orientieren.«

Auch dazu kön­nen die Köl­ner einige Stro­phen sin­gen. Es ist das Lied vom Köl­schen Klün­gel, wie er ver­nied­li­chend bezeich­net wird.

Sicher gehört zu sol­chen Groß­pro­jek­ten die über­flüs­sige U‑Bahn durch die Süd­stadt. Sie hatte schon vor dem Ein­sturz des Stadt­ar­chivs am 3. März 2009 eine Mil­li­arde Euro ver­schlun­gen. Es wird immer noch nach den Ursa­chen des Ein­stur­zes gesucht.

Eine andere Stro­phe han­delt von Schau­spiel­haus und Oper am Offen­bach­platz, denk­mal­ge­schützte Bau­ten des Archi­tek­ten Wil­helm Rip­hahn. Eine Sanie­rung wurde fäl­lig. Am 17. Dezem­ber 2009 beschloss der Stadt­rat statt­des­sen Abriss und Neu­bau. Der konnte durch ein Bür­ger­be­geh­ren abge­wen­det wer­den. Mit der klei­ne­ren Lösung der Sanie­rung wer­den Bau­kon­zerne immer noch eine Vier­tel­mil­li­arde umsetzen.

Als wei­tere Stro­phe besingt den Oppen­heim-Esch-Fonds mit sei­nen Public-Pri­vate-Part­ner­ship-Pro­jek­ten, die die Stadt Köln durch über­höhte Mie­ten im Laufe der Jahre um mehr als eine Mil­li­arde Euro erleich­tern werden.

Jetzt ste­hen die Mana­ger der Oppen­heim-Bank vor Gericht. Sie sind der Untreue ange­klagt. Die Ban­kiers hät­ten die Bank geschä­digt. Bei­spiels­weise wur­den Mil­lio­nen in die Reno­vie­rung einer Villa im Köl­ner Vil­len­vier­tel Mari­en­burg gesteckt. Hier wohnte die Mut­ter von Chris­to­pher Oppen­heim nach voll­ende­ter Reno­vie­rung zu einer unge­wöhn­lich güns­ti­gen Miete. Wohl­ge­merkt, die Staats­an­walt­schaft klagt nicht gegen das Mil­li­ar­den­loch, das die­selbe Bank in den städ­ti­schen Haus­halt geris­sen hat.

Nachmittags wurde in Arbeitsgruppen diskutiert

Aber zu die­sen gewöhn­li­chen Aus­plün­de­rungs­me­tho­den kommt gegen­wär­tig eine neue im Zuge der gegen­wär­ti­gen Krise. Deren rei­ni­gende Funk­tion wird außer Kraft gesetzt, damit spon­tane Kri­sen­wir­kun­gen nicht das ganze Sys­tem in Frage zu stel­len dro­hen. Ban­ken wer­den mit­tels Ret­tungs­schir­men vor der Pleite bewahrt, wenn sie mit dem Prä­di­kat »sys­tem­re­le­vant« ver­se­hen sind. Für ihre fau­len Kre­dite kom­men die öffent­li­chen Haus­halte auf. Die über­neh­men die Schul­den, gera­ten an Stelle der Ban­ken in die Schul­den­fal­len. Marx hatte schon im Kom­mu­nis­ti­schen Mani­fest kon­sta­tiert: »Wodurch über­win­det die Bour­geoi­sie die Kri­sen? Einer­seits durch die erzwun­gene Ver­nich­tung einer Masse von Pro­duk­tiv­kräf­ten; ander­seits durch die Erobe­rung neuer Märkte und die gründ­li­chere Aus­beu­tung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, dass sie all­sei­ti­gere und gewal­ti­gere Kri­sen vor­be­rei­tet und die Mit­tel, den Kri­sen vor­zu­beu­gen, vermindert.«

Die EU-Staa­ten sind heute mit 11,5 Bil­lio­nen Euro ver­schul­det. Pro Jahr müs­sen 2 Bil­lio­nen Euro neu an Schul­den auf­ge­nom­men wer­den, um die alten Schul­den zu bedie­nen. Das ent­spricht vier Fünf­tel des deut­schen Sozi­al­pro­dukts. Dar­auf zielt die jet­zige Austeri­täts-Poli­tik ab, die die EU zum Geld­ein­trei­ber für Ban­ken und Rei­che macht. Obers­tes Ziel ist das Weg­kür­zen von sozia­len Leis­tun­gen und Mas­sen­ein­kom­men, um die Gläu­bi­ger zu befrie­di­gen. Damit haben wir es also in den Städ­ten und Gemein­den zu tun.

Die Rei­chen dage­gen haben seit 2000 ihren Reich­tum um 50% erhö­hen kön­nen, wäh­rend sich die Mas­sen­ein­kom­men real ver­rin­ger­ten. Das pri­vate Geld­ver­mö­gen über­trifft die Staats­ver­schul­dung in Deutsch­land um das 2 1/2fache. Wo ein Schul­den­tal, ist der Ver­mö­gens­berg nicht weit. Aber seit 1997 ruht in Deutsch­land die Ver­mö­gen­steuer. Die Kör­per­schafts­steuer wurde von 45% auf 15% gesenkt. Immer noch wird von der Finanz­trans­ak­ti­ons­steuer nur geredet.

Tat­säch­lich han­delt es sich um einen rie­si­gen Umver­tei­lungs­me­cha­nis­mus von Arm zu Reich, um einen gewal­ti­gen neuen Schub der Aneig­nung frem­der Arbeit, frem­den Eigen­tums, frem­den Kapi­tals. Der leni­nis­ti­sche Fach­aus­druck dafür heißt: Monopolkapitalismus.

Ange­sichts der noch immer andau­ern­den Nie­der­lage der sozia­lis­ti­schen Alter­na­tive, des Feh­lens einer sozia­lis­ti­schen Gefahr ste­hen alle Zuge­ständ­nisse, die sich die Arbei­ter­be­we­gung in den mehr als 150 Jah­ren ihrer Exis­tenz erkämpft hat, und mit ihnen der Sozi­al­staat zur Dis­po­si­tion. Es droht keine Pari­ser Kom­mune, des­we­gen wer­den die Seg­nun­gen der Bis­marck­schen Sozi­al­ge­setze all­mäh­lich abge­baut. Es droht keine Räte­re­pu­blik wie 1918, des­we­gen scheint schon eine Arbeits­zeit­ver­kür­zung zunächst uto­pisch. Es gibt keine DDR mehr, des­we­gen kann die Rente gekürzt wer­den. Und ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Sel­ten­heit und Schwä­che von staat­lich orga­ni­sier­tem Sozia­lis­mus bleibt die Ver­nich­tung von Kapi­tal mit­tels Krie­gen eine Option.

Nach­mit­tags wurde inten­siv in Arbeits­grup­pen diskutiert.

Wir erfah­ren aus Sie­gen, wie ein funk­tio­nie­ren­des kom­mu­na­les Unter­neh­men nach dem Motto »Pri­vat vor Staat« pri­va­ti­siert, aus­ge­plün­dert und aus­ge­schlach­tet wird. Es han­delt sich um die Ver­kehrs­be­triebe West­fa­len Süd (VWS). Die etwa 200 Beschäf­tig­ten wehr­ten sich, ebenso Teile der Bevöl­ke­rung. Die DKP Sie­gen hat die Miss­stände mit ihrem Info-Blatt »Sie­gen Kon­kret« auf­ge­deckt und öffent­lich gemacht. Sie for­dert nicht nur Re-Kom­mu­na­li­sie­rung, son­dern ein Kon­zept für die kurz­fris­tige »Rück­füh­rung«, in dem Ver­luste und Ver­ant­wort­lich­kei­ten benannt wer­den. Das Bei­spiel VWS ist der Beweis für das Schei­tern des neo­li­be­ra­len Prin­zips »Pri­vat vor Staat«.

Im Kampf gegen die Pri­va­ti­sie­rung haben die Betrof­fe­nen damit zu tun, dass wich­tige Infor­ma­tio­nen vor­ent­hal­ten, die Kos­ten und andere Bedin­gun­gen nicht offen gelegt wer­den. Manch­mal ist es schwie­rig, die Ansatz­punkte für den Wider­stand zu finden.

Erfah­rungs­ge­mäß wird bei den Kom­mu­nen durch Pri­va­ti­sie­rung kein Geld gespart. Es gibt Ver­träge, in denen sich Kom­mu­nen zur Zah­lung von Zuschüs­sen an die neuen Eigen­tü­mer ver­pflich­ten, falls bei der Über­nahme von kom­mu­na­len Auf­ga­ben (Ver– und Ent­sor­gung, ÖPNV, usw.) die Gewinn­erwar­tun­gen nicht erfüllt werden.

Der vor­geb­li­che Zwang zur Kos­ten­sen­kung führt in den Städ­ten und Gemein­den zu Stil­le­gun­gen und Ver­teue­run­gen. Gerne dient er aber auch als Vor­wand für die Pri­va­ti­sie­rung von Ein­rich­tun­gen und Leis­tun­gen der Daseins­vor­sorge. Gerade bei der Umset­zung des Fis­kal­pakts ist das eine der Vari­an­ten der Umver­tei­lung von unten nach oben. Kom­mu­nale Auf­ga­ben wer­den abge­baut und ver­wan­deln sich zu pri­va­tem Ser­vice gegen Bezah­lung, die sich ein gro­ßer Teil der Bevöl­ke­rung aber nicht mehr leis­ten kann. Zwar ste­hen wir zur For­de­rung nach Re-Kom­mu­na­li­sie­rung, aber die Bedin­gun­gen müs­sen klar sein.

In der AG Ver­kehrs­po­li­tik kam das Pro­blem der Aus­baus von Häfen sowohl im Düs­sel­dor­fer Süden wie Köln-Godorf zur Spra­che. In den Städ­ten gibt es Bür­ger­initia­ti­ven, die sich wütend gegen den Aus­bau der Häfen und gegen die damit ver­bun­dene Ver­nich­tung von Erho­lungs- und Natur­schutz­ge­bie­ten weh­ren. Die Hal­tung der DKP dazu muss noch ent­wi­ckelt wer­den. Einer­seits erscheint die Ver­la­ge­rung des Las­ten­ver­kehrs weg von der Straße wün­schens­wert, ande­rer­seits muss der dro­hende Aus­bau von 370 Hektar Lie­ge­flä­che für Con­tai­ner erschre­cken. Es wird mit frag­wür­di­gen Zah­len ope­riert, etwa wenn mit einer Ver­dop­pe­lung des Waren­trans­ports bis 2030 gerech­net werde. Lei­der spielte der Kampf um ein Sozi­al­ti­cket von 15 Euro in der AG keine große Rolle.

In der AG »Kitas, Ganz­tag, Gesamt­schu­len« erläu­terte Raja Ber­nard das Desas­ter, das sich aus dem ein­klag­ba­ren Rechts­an­spruch auf Betreu­ung für Kin­der unter drei Jah­ren erge­ben wird. Schon in 45 Tagen ist das fäl­lig. Die Kin­der sol­len in Tages­ein­rich­tun­gen und in der Kin­der­ta­ges­pflege geför­dert und betreut wer­den. Am 1. August wer­den aber nicht genü­gend Plätze zur Ver­fü­gung ste­hen. Einige Städte gehen dazu über, die Grup­pen­grö­ßen zu erhö­hen und die Beschäf­tig­ten zu belas­ten. Ein ande­res Ven­til ist der Schwarz­markt von Tages­müt­tern für Bes­ser­ver­die­nende. Als in Köln Frauen für den Offe­nen Ganz­tag auf die Straße gin­gen, kam auf den Trans­pa­ren­ten und Pla­ka­ten die Not­wen­dig­keit zu arbei­ten zur Sprache.

Raja Ber­nard betonte, dass die ganz­tä­gige Betreu­ung von Kin­dern in Kitas oder Ganz­tags­schu­len nicht nur ein kom­mu­nal­po­li­ti­sches Thema sei. Es ist ein fami­lien- und frau­en­po­li­ti­sches, ein Zukunfts- und Sys­tem­thema, ein bünd­nis­po­li­ti­sches und ein gewerk­schaft­li­ches Thema, weil es eng mit der Frage der Arbeits­zei­ten ver­bun­den ist.

In der AG zum Thema Woh­nungs­markt und Miet­preise ging es zunächst um die Frage der unter­schied­li­chen Aus­gangs­la­gen. In der Rhein­schiene stei­gen die Mie­ten beson­ders stark, in man­chen Vier­teln in Köln um fünf Pro­zent im Jahr. Hier ver­drängt der Gen­tri­fi­zie­rungs­druck die weni­ger betuch­ten Mie­ter in die Außen­be­zirke oder über­haupt aus der Stadt. Anderswo gibt es Pro­bleme, Mie­ter zu fin­den. Carli konnte von einer Aktion in Bonn berich­ten, wo in einem Wohn­ge­biet die Mie­ter zusam­men mit poli­ti­schen Initia­ti­ven eine Ver­an­stal­tung gegen Leer­stand und Ver­nach­läs­si­gung von Woh­nun­gen orga­ni­sie­ren konn­ten und dabei viel Spaß hatten.

Klaus Weißmann erleutert die Energiepreispolitik.

In der AG zu den Miet­ne­ben­kos­ten wurde das Ber­muda-Drei­eck der Ener­gie­kos­ten ver­an­schau­licht. Denn die ener­gie­ver­brau­chen­den Betriebe schaf­fen es, die Preise zu drü­cken und sie auf die pri­va­ten Haus­halte abzu­wäl­zen. Die im Januar von Minis­ter Alt­meier erdachte Ener­gie­preis­bremse ist schon im April Maku­la­tur gewesen.

Die Bera­tung endete nach einer kur­zen Dis­kus­sion mit dem fol­gen­den Appell:

Jetzt schlägt’s 13!

In den Städ­ten und Gemein­den wird gekürzt. Bür­ger­li­che Demo­kra­tie ver­kommt zur Sach­zwang­lo­gik. Oft wird ent­spre­chend dem Wil­len der Kon­zerne und Ban­ken ent­schie­den. Daseins­vor­sorge wird teuer, redu­ziert, pri­va­ti­siert. Busse und Bah­nen sind für viele uner­schwing­lich. Kom­mu­nale Unter­neh­men erhö­hen die Preise bei Gas, Strom, Müll oder Was­ser. Kom­mu­nen las­sen Schul­ge­bäude ver­kom­men. Biblio­the­ken, Schwimm­bä­der, Bera­tungs­stel­len und Sozi­al­ein­rich­tun­gen wer­den geschlos­sen. Öffent­li­che Räume und Flä­chen ver­öden und ver­schwin­den. Gesel­lig­keit und Kul­tur wer­den zuneh­mend kom­mer­zi­ell organisiert.

Der Grund? Angeb­lich ist kein Geld da. Ent­las­sun­gen und der Ver­kauf von kom­mu­na­lem Eigen­tum erschei­nen als zwangs­läu­fige Folge und alter­na­tiv­los. Aber so wer­den die Ein­nah­men wei­ter ver­rin­gert. Unter kapi­ta­lis­ti­schen Bedin­gun­gen wächst die Armut der öffent­li­chen Haus­halte, ins­be­son­dere der Kom­mu­nen. Sie ist orga­ni­siert und poli­tisch gewollt. Städte und Gemein­den sol­len für Ban­ken­ret­tungs­schirme auf­kom­men. Durch den euro­päi­schen Fis­kal­pakt und den ESM flie­ßen Hun­derte Mil­li­ar­den Euro auf die Kon­ten der ohne­hin schon Rei­chen und in ihre Steu­er­pa­ra­diese: ein wei­te­rer Schub der Aneig­nung frem­der Arbeit, frem­den Eigen­tums und frem­den Kapitals.

Das muss sich ändern!

Wir wol­len, dass kom­mu­na­les Eigen­tum erhal­ten bleibt und ohne Gewinn­ori­en­tie­rung zuguns­ten von uns Bür­ge­rin­nen und Bür­gern genutzt wird. Wir kämp­fen gegen Pri­va­ti­sie­rung und wer­ben für die Rekom­mu­na­li­sie­rung ehe­mals städ­ti­scher Betriebe. Wir kämp­fen für lebens­werte, mensch­li­che, kul­tur­volle, soziale Städte und Gemein­den mit erreich­ba­ren und reich­hal­ti­gen Bil­dungs­an­ge­bo­ten. Die Umver­tei­lung von Arm zu Reich muss die Rich­tung ändern. Die gro­ßen Ban­ken gehö­ren in öffent­li­ches Eigen­tum unter demo­kra­ti­scher Kontrolle.

Was ist zu tun?

Die Kür­zun­gen müs­sen gestoppt wer­den. Wir brau­chen für die Städte und Gemein­den eine solide steu­er­fi­nan­zierte Grund­lage. Nötig ist ein Schuldenschnitt.

Über­all muss pro­tes­tiert wer­den. Breite Bünd­nisse sind nötig. Es gilt, Empö­rung und Wider­stand zu orga­ni­sie­ren, nicht nur die schon Empörten!

Gesell­schaft­li­che Ver­än­de­rung sind nötig: Sozialis muss.

Klaus Stein